7s or less Suns – Throwback Thursday
Am „Throwback Thursday“ möchten wir euch von nun an jeden Donnerstag Teams aus der Vergangenheit vorstellen, die besonders in Erinnerung geblieben sind. Dabei geht es aber nicht zwangsläufig nur um die Teams, die sich am Ende auch die Championship-Ringe angesteckt haben, sondern auch um jene, die es versäumt haben, sich die Krone aufzusetzen. Letzte Woche haben wir uns die Lob City Clippers angeschaut und auch heute bleiben wir im Westen der Liga – es geht um die Phoenix Suns und Steve Nash.
Umbruch durch Mike D’Antoni
Die Phoenix Suns sind in der Saison 2003/04 auf dem Papier ein ernst zu nehmendes Team. Stephon Marbury ist erst 26 Jahre alt, spielt jedoch nur 34 Spiele, in denen er rund 21 Punkte und 8 Assists auflegt, bis er nach New York getradet wird. Shawn Marion ist in seinem fünften NBA-Jahr und averaged 19 Punkte und 9,3 Rebounds. Dazu kommt der vielversprechende Sophomore Amar’e Stoudemire und der junge Joe Johnson. Doch trotz einem starken Kern straucheln die Suns und entlassen bereits nach einem Viertel der Saison ihren Coach Frank Johnson, der nur auf eine Bilanz von 8 Siegen in 21 Spielen kommt. Den Job übernimmt Assistant Coach Mike D’Antoni, der lediglich in der Saison 1998/99 in Denver eine Saison als Head Coach mit mäßigem Erfolg vorweisen kann. Ihr denkt nun an eine Erfolgsstory, die an diesem Punkt startet? Da täuscht ihr euch. D’Antoni sammelt 40 L’s in den 61 verbleibenden Spielen. Von einem Traumstart kann man bei den Suns und ihrem Coach also nicht sprechen.
Die folgende Offseason meint es jedoch gut mit GM Bryan Colangelo, denn die Suns können Steve Nash, den sie im Jahr 1996 an der 15. Stelle draften, als Free Agent aus Dallas zurückholen. Nash hat sich an der Seite von Dirk Nowitzki zu einem Star der Liga entwickelt und somit schöpfen die Fans der Suns neue Hoffnung. Mike D’Antoni hat mit Nash nun einen starken Floor General mit den Athleten Stoudemire und Marion an seiner Seite. D’Antoni entwickelt auf dieser Grundlage eine Offense, welche die Liga grundlegend ändern würde. Sie folgt wortwörtlich dem Namen „Seven-Seconds-Or-Less“, indem der Gegner in Grund und Boden gerannt wird. Nach einem Rebound oder gar nach einem Einwurf schalten Nash und Co auf Vollgas und so können ihre Gegner Sekunden nach einem eigenen Score den Ball schon wieder aus dem eigenen Netz holen. Wie erfolgreich dieses System bereits im ersten kompletten Jahr mit Nash und D’Antoni ist zeigen die Statistiken. Die Suns erzielen die meisten Punkte aller Teams, nachdem sie im Vorjahr noch auf Platz elf lagen. Sie spielen die schnellste Pace der NBA und verbesserten ihr Offensive Rating von Platz 21 in der Saison 2003/04 zum Besten im Jahr 2004/05.
Der neue Spielstil versorgt sie mit 62 Siegen und nur 20 Niederlagen, was für den ersten Platz in der Western Conference reicht. Außerdem räumen die Suns bei den NBA Awards ordentlich ab. Mike D’Antoni wird Coach of the Year, Nash MVP, All-Star und All NBA 1st Teamer. Stoudemire und Shawn Marion stehen neben ihrem Point Guard im All-Star Game. Stoudemire gehört dem All NBA 2nd und Marion dem 3rd Team an. An diesem Punkt kann man dann von der Erfolgsstory der Phoenix Suns reden.
In den Playoffs schlagen die Suns zunächst die Grizzlies und anschließend Steve Nashs Ex-Team um Dirk Nowitzki und stehen in den Western Conference Finals. Gefühlt immer, wenn es ein neues „Super Team“ in der NBA gibt, kamen die Spurs um die Ecke und beenden das Märchen. So ergeht es auch den Suns. Sie verlieren gegen die Big Three aus San Antonio um Duncan, Parker und Ginobili und der Höhenflug ist zunächst beendet.

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Phoenix steht für Erfolg
In der folgenden Offseason kommt mit Raja Bell ein starker Defender zu den Suns und außerdem tauscht man Joe Johnson gegen Boris Diaw sowie zwei First Round Picks. Die Saison startet jedoch mit einer ernüchternden Nachricht, weil Amar’e Stoudemire die ganze Saison 2005/06 ausfallen wird. Diese Tatsache macht Nash jedoch kurzerhand vergessen. Er wird back-to-back MVP mit einer historischen 50-40-90 Saison und führt die Suns zum zweiten Platz im Westen mit einer Bilanz von 54 Siegen und 28 Niederlagen. Shawn Marion wird ebenso wie Nash All-Star und beide gehören erneut den All NBA Teams an (Nash 1st, Marion 3rd) und sind die beiden Hauptverantwortlichen für den anhaltenden Erfolg der Franchise aus Arizona. Doch an der Seite der beiden All-Stars entwickelt sich ein weiterer Star in dem im Sommer verpflichteten Franzosen Boris Diaw. Er erhält den Most Improved Player Award und wird durch seiner Spielintelligenz zu einem wichtigen Rollenspieler von D’Antoni und auch in seiner späteren Karriere zu einem begehrten Spieler in der Association. Nach ihrem Durchbruch ein Jahr zuvor sind die Suns erneut das Team, dass die meisten Punkte pro Partie erzielt (108,4) und dabei die schnellste Offense spielt. Zur Einordnung: Die zweitmeisten Punkte erzielen die Seattle SuperSonics mit 102,6 Punkten, die jedoch die Playoffs in diesem Jahr verpassen.
Der Erfolg aus der Regular Season hält erneut auch in den Playoffs an. Dort treffen sie in der ersten Runde auf die Lakers um Kobe Bryant. Nach einem legendären Game Winner der Black Mamba führen die Los Angeles Lakers zwischenzeitlich mit drei zu eins in der Serie. Die Suns schaffen es diesen Rückstand noch zu drehen und gehören somit zu einem der wenigen Teams, die diese Leistung in den Playoffs vollbringen kann.

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In der nächsten Runde bezwingen sie die zweite Franchise aus Los Angeles ebenfalls in sieben Spielen und somit stehen sie erneut Dirk Nowitzki und den Mavericks gegenüber – diesmal jedoch in den Conference Finals. Wie alle deutschen NBA Fans wissen, zog Nowitzki 2006 in die Finals gegen die Heat ein „the rest is history“. Damit ist auch die Reise der Suns in diesem Jahr erneut ein Schritt vor den NBA Finals zu Ende.
Mike D’Antoni und Steve Nash schaffen es die Suns, in nur zwei Jahren zurück auf die Karte zu setzen. Nach den beiden vergangenen Spielzeiten soll in der Saison 2006/07 der große Coup gelingen, denn ein Titel würde die seven-seconds-or-less Dominanz besiegeln. Nachdem Stoudemire eine komplette Saison aufgrund von Knie Problemen verpasste, steht er den Suns wieder zur Verfügung und somit können sie auf den besten Kader ihrer gemeinsamen Zeit zurückgreifen. Die Suns sind in einem Zeitraum der Saison vier Wochen lang unbesiegt und gewinnen 17 Spiele in Serie. Sie stellen erneut drei All-Stars in Nash, Stat und Marion. Raja Bell gehört dem Defensive 1st Team an und der Brasilianer Leandro Barbosa wird Sixth Man of the Year. Ihnen gelingt eine weitere Sixty-Win-Season (61-21) und somit starten D’Antoni und Co abermals mit Heimrecht in die Playoffs.
Postseason Struggles setzen sich fort
In der ersten Runde der Playoffs trifft die Big Three der Suns wieder auf Kobe Bryant und die Lakeshow. Dort überzeugen sie erneut und ziehen nach fünf Spielen in die Western Conference Semifinals ein. Hier würde sich nun das Bild des vergangenen Jahres wiederholen, doch diesmal auf kontroverse Weise. Nash traf mit seinem Team auf die San Antonio Spurs, denen sie zwei Saisons zuvor unterlagen. Die Serie ist nach vier Spielen ausgeglichen und das fünfte Spiel bis zum Ende umkämpft. Dann folgte der „Hip Check“ von Robert Horry gegen Steve Nash. Horry stößt den zweimaligen MVP in den Scorers Table und es kommt zu einer Rudelbildung, bei der Stoudemire und Diaw den Bankbereich verlassen. Die Spurs gewinnen letztendlich dieses Spiel und die Liga sperrt die beiden Leistungsträger der Suns sowie Verursacher Horry für das entscheidende sechste Spiel. Die Spurs gewinnen die Serie mit einem 114 zu 106 Sieg und den Suns bleibt der Weg in die Finals abermals verwehrt.
Im Anschluss dreht sich zum ersten Mal wirklich das Wechselkarussel in Phoenix. Zunächst sichert man sich in der Offseason die Dienste von Veteran Grant Hill. Anschließend im Laufe der Regular Season machen die Suns durch einen Trade auf sich aufmerksam, in dem sie Shawn Marion und Marcus Banks für Shaquille O’Neal nach Miami schicken. Die Suns geben somit ihre Starting Five mit nur einem traditionellen Big Man auf und stellten Shaq an die Seite von Amar’e. Für Nash scheinen die Umstände absolut keinen Einfluss auf seine Performances zu haben, denn jetzt ratet mal, was in der Saison 2007/08 passiert – richtig Nash nimmt zum siebten Mal am All-Star Game teil und zaubert seine nächste 50-40-90 Saison in die Arenen der Association. Besonders eingespielt ist das Team im Gegensatz zu den Jahren zuvor nicht. Shaq macht nur 28 Spiele für die Suns und es reicht letztendlich für den sechsten Platz im Westen. Aber wer wartet in der ersten Runde? Richtig, die San Antonio Spurs und die letztendlich kein Erbarmen vor den schwächelnden Suns haben. In fünf Spielen werden sie abgefertigt und Mike D’Antoni verlässt die Franchise im Sommer in Richtung New York.
Offense Wins Games …
Ohne den Architekten der seven-seconds-or-less Offense gehen die Suns mit Terry Porter als neuen Head Coach in die Saison 2008/09. Trotz dem kleineren Umbau am Roster kann dieser, anders als D’Antoni zu Beginn seiner Zeit in Phoenix auf eine besser eingespielte Mannschaft bauen und noch viel wichtiger eine, die reichlich Playoff Erfahrung vorweisen kann. Mit mehr Erfahrung kommt allerdings auch ein zunehmendes Alter. Shaq (36), Nash (34), Bell (32) und Hill (36) gehören beileibe nicht mehr zu den jungen Hüpfern, die vor einigen Jahren noch durch die America West Arena geflogen waren.
Zum erhofften Erfolg konnte Porter seine Truppe nicht führen, die Suns ersetzen ihn nach 51 Spielen (28-23) durch Assistant Coach Alvin Gentry. Doch der kann den Leistungsabfall auch nicht verhindern und so nehmen die Suns, im ersten Jahr ohne D’Antoni nicht an den Playoffs teil. Erwähnenswert an dieser Stelle ist vielleicht, dass Nash einfach munter weiter performt und seine zweite 50-40-90 Saison in Folge (!) spielt und zu dem Zeitpunkt seine dritte insgesamt. Zum Vergleich: Solche Statistiken wurden in der Geschichte der Liga nur elf Mal erreicht – Steve Nash alleine schaffte es vier Mal in seiner Karriere.
Wenn wir jetzt grade bei Zahlen und Statistiken sind, dann müssen wir uns auch die Kehrseite der Medaille anschauen, die bei den Phoenix Suns ganz klar am defensiven Ende liegen
Wer Mike D’Antoni in der aktuellen NBA verfolgt, also zum Beispiel bei den Houston Rockets oder aktuell in der Assistant Coach Rolle in Brooklyn, der weiß, dass seine Teams stets furiose Offense spielen, auf der anderen Seite des Feldes jedoch einen Gang rausnehmen. So war es auch bei den Suns. In den vier Jahren unter D’Antoni und den letzten beiden Jahren unter Porter beziehungsweise Gentry gehören die Suns zu den schlechtesten defensiven Teams der Liga. In dem Zeitraum sind sie nie besser als Platz 23 bei gegnerischen PTS/G zählen ebenso wenig zu den Top 10 im Defensive Rating (beste Platzierung: 13. 06/07). Sie führen die gesamte Liga zum Teil in allen offensiven Kategorien an, defensiv ist man allerdings nicht auf einem Niveau, um den großen Erfolg in den Playoffs zu erreichen. Gerade die Spurs, gegen die sie in diesen Jahren häufiger den Kürzeren ziehen, sind in der Lage ihre Gegner wie die offensivstarken Suns defensiv zu kontrollieren.

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Nach der ersten Saison ohne Postseason Auftritt seit fünf Jahren, schickt man den alternden O’Neal gegen ein paar warme Semmel nach Cleveland zu LeBron James. Alvin Gentry stabilisiert das Team nach seiner ersten Offseason als Cheftrainer und guess what – Nash spielt seine dritte 50-40-90 Saison in Folge. Amar’e scort 23 Punkte im Schnitt und wird dabei unterstützt durch Jason Richardson, der rund 16 Punkte pro Partie beisteuert und dem 37-jährigen Grant Hill, der immer noch double-digits auflegt (11,3 PPG). Dazu kamen Barbosa, Goran Dragic, Jared Dudley und Robin Lopez, die ihrerseits wichtige Minuten spielen.
Das Pick and Roll von Nash und Stat bringt ihnen 54 Siege in der Saison 2009/10 und führt sie an zu einem letzten großen Run auf den NBA Titel. In der ersten Runde schlagen sie die Portland Trail Blazers. Im Conference Halbfinale wartet dann der Angstgegner aus San Antonio. Diese sind mit 50 Siegen während der Regular Season erneut einer der Anwärter auf den Titel. Das scheint die Suns in dieser Postseason nicht zu jucken und sie sweepen die Spurs und nehmen somit Revanche an den Niederlagen der Vergangenheit. Nun soll es endlich gelingen mit dem Einzug in die NBA Finals. Dafür muss man in den Conference Finals nun gegen den Titelverteidiger aus Los Angeles um Kobe Bryant gewinnen. Aber die letzte große Chance auf einen Titel versiegt. Kobe Bean sichert den Lakers den Einzug in die Finals und wird diese später auch gegen die Boston Celtics gewinnen und sich somit back-to-back Titel plus Finals-MVP sichern. Für die Suns bleibt nur die Enttäuschung es erneut nicht geschafft zu haben und Nash ist es letztendlich verwehrt in seiner Zeit als Spieler sich einen Ring anstecken zu dürfen.
In der anschließenden Offseason trennen sich die Suns von Amar’e, der per Trade nach New York zu Ex-Coach D’Antoni geht. Die Zeit der seven-seconds-or-less Suns ist damit endgültig beendet. Einen Titel konnten sie zwar nie gewinnen, jedoch verändern sie die NBA langfristig. Ihr Spielstil wird von den Teams zwar nicht identisch kopiert, doch das Spiel verändert sich, da bis heute ein deutlich höheres Tempo gegangen wird. Die seven-seconds-or-less Phoenix Suns sind also definitiv auch ohne Championship eines der einflussreichsten Teams der jüngeren Geschichte.

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