Beyond the Box Score – Effective Field Goal Percentage (eFG%)
Advanced Stats gehören mittlerweile zum NBA Basketball, wie die Shotclock und der Dreier. Die fortgeschrittenen Statistiken sind ein zentraler Bestandteil des Scoutings und Gameplannings der Teams sowie der medialen Berichterstattung geworden. Jedes der 30 NBA Teams hat eine eigene Analytics Abteilung, die sich darum bemüht den Gegnern durch Auswertung und Interpretation der Zahlen einen Schritt voraus zu sein. Alle NBA Journalisten, die etwas auf sich halten, untermauern ihre Argumentationen mit Statistiken, wie dem extrem beliebten Player Efficiency Rating, Win Shares oder Box-Plus-Minus. Ebenso selbstverständlich haben die Adavanced Stats Einzug in den alltäglichen Sprachgebrauch und die Diskussionen der Fans erhalten. Die Zahlen dienen als Argumentationsstütze und oftmals gar als vermeintlicher Beweis einer aufgestellten Aussage.
Der fast schon inflationäre Gebrauch der Statistiken in der Medienlandschaft und unter Fans wird der Aussagekraft der Zahlen häufig nicht gerecht. Selten wird darüber nachgedacht, was eine Zahl bedeutet, wie sie eigentlich hergeleitet wird und wie man sie richtig interpretieren muss.
Diesen Missständen wollen wir mit unserer neuen Serie „Beyond the Boxscore“ vorbeugen und beleuchten zukünftig jeden Dienstag eine Advanced Metric genauer.
Berechnung
Die Effective Field Goal Percentage errechnet sich wie folgt:
(FG+0,5*3P)/FGA
wobei FG=Field Goals, 3P=Three-Pointers, FGA=Field-Goald Attempts
Überblick
Lange galt die einfache Field Goal Percentage (FG%) als eine der besten Statistiken, um die Wurfqualität eines Teams oder eines Spielers zu beurteilen. Zur Berechnung werden einfach alle Zwei- und Dreipunktewürfe durch die Anzahl der Wurfversuche geteilt. Freiwürfe werden dabei nicht berücksichtigt. In den 1990er Jahren wurde die Effective Field Goal Percentage (eFG%) zur Bewertung der Wurfeffektivität immer beliebter. Der einzige Unterschied zur FG% besteht darin, dass Dreier mit einer höheren Gewichtung in die Formel eingehen als Zweier. Das ergibt natürlich Sinn, da Dreier drei Punkte geben und Zweier nur zwei. Der letzte Satz ist so offensichtlich, dass es fast ein bisschen peinlich ist…
Wer sich in der obigen Formel wundert weshalb der Multiplikator vor den Dreiern nicht 1,5 ist, sollte beachten, dass getroffene Dreier in der Formel bereits bei den Field Goals gezählt werden und deshalb nur mit dem Faktor von 0,5 zusätzlich in die Formel eingehen.
Anwendung
Zur Veranschaulichung der Anwendung der Kennzahl schauen wir auf ein Beispiel:
Team Rot nimmt ausschließlich Zweipunktwürfe und trifft von zwölf Versuchen sechs. Team Blau nimmt ebenfalls zwölf Würfe, ausschließlich Dreier. Team Blau trifft vier der zwölf Versuche. Die normale Wurfquote (FG%) liegt für Team Rot bei 50 Prozent, bei Team Blau bei lediglich 33,3 Prozent. Dem aufmerksamen Leser wird nicht entgangen sein, dass beide Teams mit zwölf Würfen jeweils zwölf Punkte erzielt und folglich dieselbe Wurfleistung erbracht haben.
Die eFG% löst genau dieses Problem auf, indem sie Dreier mit einer höheren Gewichtung in die Berechnung der Wurfquote einfließen lässt. Zur Beurteilung der Wurfleistung eines Teams oder eines Spieler sollte daher die eFG% der FG% immer vorgezogen werden. Ebenso kann die gegnerische eFG% als Indikator dafür dienen, wie gut ein Team gegnerische Würfe verteidigt.
Limitierungen
Die Effective Field Goal Percentage ist bereits eine recht gute Kennzahl zur Bewertung der Wurfleistung. Die eFG% lässt aber einen extrem wichtigen Teil des Shootings komplett unbeachtet, indem sie Freiwürfe nicht berücksichtigt. Das kompletteste Bild über die Shooting Performance gibt deshalb die True Shooting Percentage, die ebenjene Freiwürfe ebenfalls muteinkalkuliert.
Außerdem kann kritisch angemerkt werden, dass die eFG% bei der „Strafe“ für nicht getroffene Würfe keine Unterscheidung zwischen Zweiern und Dreiern macht, beide werden gleich gewichtet.
Historische Zahlen
Die mit 74,19 Prozent höchste Effective Field Goal Percentage in einer Spielzeit erzielte Mitchell Robinson in der Saison 2019/2020. Auf Platz zwei und drei folgen Wilt Chamberlain mit 72,70 Prozent und DeAndre Jordan mit 71,40 Prozent. Generell kann man bei einem Blick auf die Liste der besten eFG%-Saisons festhalten, dass Center, die ausschließlich hochprozentige Abschlüsse am Ring nehmen, die besten Werte auflegen. Umso beeindruckender ist, dass mit Joe Ingles ein Flügelspieler in der bisherigen Saison 2020/2021 eine eFG% von 69,17 Prozent auflegt und die Liga mit diesem Wert anführt.
Joe Ingles really is in a world of his own. Unparalleled level of efficiency, self creation and creation for others pic.twitter.com/9y2bmkcu95
— Dom Tesoriero (@dom_tesoriero) April 4, 2021
Ingles hat zwar mit etwas über 50 Prozent die deutlich schlechtere FG% als der zweitplatzierte Rudy Gobert (67 Prozent). Er trifft aber fast 50 Prozent seiner Dreier; und diese gehen, wie wir gesehen haben, mit einer höheren Gewichtung in die Berechnung ein und sorgen dafür, dass Joe Ingles mit seinen aktuellen Leistungen sogar als einziger Nicht-Center in den Top 10 der All-Time Effective Field Goal Percentage Saisons steht.
Quellen
Die Effective Field Goal Percentage für alle Spieler findet man auf bk-ref.com. Dort wird man auch fündig, wenn man die All-Time Leader sucht. Interessiert man sich für Teamwerte kann man bei teamrankings.com nachschauen.