Jordan. Kobe. Book.
Es war der 17. Dezember 1997 , Lakers at Bulls. Team im Aufschwung gegen 5-Time-Champion. Youngster gegen Greatest of All-Time. Kobe Bryant gegen Michael Jordan. Die Bulls gewannen 104 – 83, Jordan scored 36 Punkte, Bryant 33. Unvergessen der Moment, in dem Kobe seinem Idol zeigte, was er sich aus all den Highlight-Tapes abgeschaut hatte. Als damals 19-Jähriger legt er sich MJ zurecht, faded aus der Midrange von seinem Gegenspieler weg. Swish. Nothing but net.

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‚To Book, be legendary‘
19 Jahre später. Kobe befindet sich auf seiner Abschiedstour. 20 Jahre NBA, 20 Jahre Lakers, 5 Titel. Im März das letzte Spiel seiner Karriere in Phoenix. Wie in allen Hallen wird er in dieser Saison auch dort selbst von den gegnerischen Fans gefeiert. Ein Moment wird der Mamba aus diesem Spiel besonders in Erinnerung bleiben. Er verteidigt den jungen Guard der Suns, Devin Booker, in seinem ersten NBA-Jahr. Und was macht der sobald er Kobe gegen sich sieht? Aufposten, über die Schulter wegdrehen, Fade Away. Wie er damals gegen Jordan.
Im anschließenden Gespräch in der Umkleide zwischen den beiden, nimmt Kobe nun die Rolle des Mentors an. Jordan kommentierte damals nach ihrem Duell „It’s just a matter of time for him. You realize how good he is.“ Jetzt erzählt Bryant dem jungen Booker von damals – „You know what? I did the same thing when I matched up with MJ the first time.“ Er lobt Bookers footwork, meint er hätte alles um ‚legendary‘ zu sein. Kobe signiert Devins Schuhe. Einen mit ‚To the Young One‘ – den anderen mit ‚To Book, be legendary‘.

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Ziemlich genau ein Jahr später. Suns at Celtics. Devin Booker erzielt als jüngster Spieler aller Zeiten mindestens 60 Punkte, 70, um genau zu sein. Kobe freut’s, er setzt einen Tweet ab, den Book als „the most touching to me“ aus allen Reaktionen auf seine Career Night bezeichnet. Kobe hat einen nachhaltigen Einfluss auf Devin Booker hinterlassen. Man sieht es an seinem Spieler, der Art und Weise wie er attackiert, sein Gamewinner aus der Bubble letztes Jahr über Kawhi Leonard und Paul George schreit geradezu „Kobe!“ Die Worte, die der mittlerweile tragisch verstorbene Bryant ihm damals auf den Schuh geschrieben hat, trägt DBook mittlerweile stolz als Tattoo auf dem Unterarm – Be Legendary.

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Der nächste Schritt
Seine sechste NBA-Saison spielt Devin Booker aktuell für die Phoenix Suns und trotz teilweise überragender individueller Leistungen hat er es bislang noch nicht wirklich geschafft als einer der absoluten Top-Stars in einer stargefüllten Liga wahrgenommen zu werden. Erst die durchschnittlich 31 Punkte und der 8-0 Lauf in der Bubble haben viele casual Fans realisieren lassen, was für ein Talent der Guard mitbringt. Grund dafür ist vermutlich in großen Teilen das unterirdische letzte Jahrzehnt der Suns. Seit zehn Jahren kann man in Arizona keine NBA-Playoffs mehr besuchen, in der Zeit zwischen 2015 und 2019 hatte man ligaweit den schlechtesten Record aller Teams. Sportübergreifend ist das neben den Sacramento Kings und den Miami Marlins aus der Major League Baseball die drittlängste Zeit ohne Postseason-Auftritt.
Aktuell scheint sich jedoch ein Ende dieser miserablen Zeit anzubahnen. Die Suns haben es geschafft den spektakulären Run in Orlando und das damit einhergehende Selbstvertrauen mit in die neue Saison zu tragen. Ende März stehen sie nach mehr als der Hälfte der Spielzeit auf einem überragenden zweiten Platz in der Western Conference. Die Playoffs sind sicher, die Mannschaft spielt wie ein echter Contender und Book hat endlich einen Kader um sich herum, der vor Talent und Potential nur so strotz. Deandre Ayton zeigt auf Center warum Phoenix ihn 2018 an Nummer eins gedraftet hat und Mikal Bridges verteidigt auf dem Flügel auf All-NBA-Niveau. Den größten Unterschied zu den Vorjahren macht jedoch Chris Paul. Der inzwischen 35-Jährige Point God kam im Sommer nach Phoenix und hat das Spiel der Suns komplett verändert. Er kontrolliert sowohl Offense als auch Defense, gibt klar den Ton an und lässt die Mannschaft deutlich kontrollierter spielen als in den Jahren zuvor. Aktuell liegen Booker, Paul & Co. auf Platz 26 von 30 wenn es um die Pace geht, mit der die NBA-Teams spielen – 2019-20 waren sie noch Zehnte. Gute Halfcourt-Offense, starke Defense (4th Def Rtg), ein erfahrener Point Guard und ein Scorer in seiner Prime sind normalerweise alle Zutaten, die eine Basketball-Mannschaft ausmachen, die in den Playoffs weit kommen kann. Wichtig wird es dabei sein, dass die beiden Stars Paul und Booker weiter daran arbeiten, gemeinsam immer besser zu werden. Nach einem holprigen Start und einem 8-8 Record zu Beginn der Saison, scheint das aber immer besser zu funktionieren. War ihr gemeinsames Net Rating während dieser Startphase noch negativ, sind die beiden mittlerweile bei +20 angekommen, wenn sie im vierten Viertel zusammen auf dem Court stehen.
Neue Herausforderungen
Mit veränderten Umständen konfrontiert zu sein und neue Herausforderungen annehmen zu müssen, ist nichts neues für Devin Booker. Ursprünglich aufgewachsen ist er mit seinen zwei Geschwistern bei seiner Mutter in Michigan. Als Teil einer hauptsächlich weißen Community war es für ihn ein Kulturschock als er schließlich zu seinem Vater nach Mississippi zog. Dieser war nach einem guten Jahrzehnt, in dem er (im Anschluss an seine zweijährige NBA-Karriere) in Europa und Asien als Basketball-Profi unterwegs war, wieder zurück in den Staaten. Dort nahm er sich nun seines Sohnes an und versuchte ihm neben dem Sport auch kulturell näher zu bringen, was es bedeutet, als schwarzer Mann in Amerika zu leben. Books Umgebung veränderte sich dadurch dramatisch, er besuchte nun eine hauptsächlich schwarze Schule, in der viele seiner Klassenkameraden ein sehr schweres Leben führten. Deren Respekt musste er sich erst erarbeiten, die neue Kultur kennen lernen und verstehen. Auch sein Spiel auf dem Court musste nun deutlich schneller, athletischer werden als zuvor. Sein Vater brachte ihm dabei viel bei – eine weitere Parallele zu Kobe, dessen Dad nach einer kurzen NBA-Karriere ebenfalls Overseas spielte und den Daily Grind an seinen Sohn weitergegeben hatte.
„I fell in love with the grind, (…) I fell in love with the process. I fell in love with being in those gyms. Me and my dad always joke about it, but he said I need to bring that dog out. Being in those gyms down in Moss Point brought the extra dog out of me. Having my father around, his stern voice, shaped and molded me into what I became and what I’m becoming.“ (Devin Booker interviewed by ESPN)
Die harte Arbeit zahlte sich mehr als aus und für Booker ging es weiter ans College. Dort, in Kentucky, spielte er gemeinsam mit Karl-Anthony Towns (Timberwolves), Willie Cauley-Stein (Mavericks) und weiteren späteren NBA-Spielern. Ausgezeichnet als Sixth Man of the Year in seiner einzigen Saison, ging es im Anschluss direkt weiter in die NBA. Die Phoenix Suns drafteten ihn im Alter von gerade einmal 18 Jahren an Nummer 13 und erfüllten ihm damit seinen und den Traum seines Vaters.
Erst der Anfang
Heute ist Devin Booker 24 Jahre alt und hat bereits sechs Jahre NBA-Erfahrung gesammelt. Er ist immer noch am Anfang seiner Karriere, hat mit Sicherheit noch mehr als ein Jahrzehnt Basketball auf höchstem Niveau vor sich. Ihm selbst merkt man das junge Alter nicht an, er hat viel erlebt, persönlich bereits für eine Menge Highlights gesorgt und galt unter seinen Freunden schon immer als eine „alte Seele“. Vielleicht versteht er sich deshalb so gut mit Chris Paul, vielleicht ist es die gemeinsame Liebe für Jay-Z, Lieblingskünstler von Books Vater und die Musik, die er als Kind tagtäglich zu hören bekam. Vielleicht ist es aber auch einfach der gleiche Siegeswille, den beide mitbringen, dem beide alles unter ordnen und der dafür gesorgt hat, dass es keine Schwierigkeiten darüber gab, wer jetzt der Alpha Dog in Phoenix ist. Paul und Coach Monty Williams, die bereits in New Orleans zu Beginn von Pauls Karriere zusammengearbeitet haben, wissen, was sie an DBook haben.
„Book is one of these guys who, every time he shoots the ball, it looks the same. Every single time. When I make a pass to him and he steps back, boom. I’ll be looking like, ‚Damn, I can’t do that.'“ (Chris Paul interviewed by ESPN)
Nicht allzu verwunderlich also, dass CP3 zum Ende seiner Karriere kein Problem damit hat, die Suns als Bookers Franchise zu akzeptieren. Dem gebeutelten Team ist es sehr zu wünschen, dass wir in dieser und den kommenden Saisons bis tief in die Postseason noch viele Pässe von Paul auf Booker sehen, die dessen Jumper zur Folge haben. Gut möglich, dass die beiden damit sogar Buddy Jay-Z nochmal aus der Rente holen und zu einer Line inspirieren könnten. Bis dahin muss Book aber mit Drake vorlieb nehmen, der seinen Jumper ja immerhin schon einmal mit in die Lyrics gepackt hat. Er wird damit leben können und weiterhin das Ziel verfolgen, das ihm sein Vorbild Kobe schon vor all den Jahren gesetzt hat – Be Legendary.