Defense First – Zone Defense
„Defense wins championships“, „Three-And-D”, “Defensive Player of the Year” – Phrasen und Awards zum Thema Defense gibt es zuhauf, aber wenn man ehrlich ist, geht es in den größten Teilen der Saison doch eher um die Offensive, denn die verkauft eben die Tickets. In diesem Teil von Defense First soll es um eine Art der Verteidigung gehen, die sich in der jüngeren Vergangenheit über immer mehr Beliebtheit erfreuen darf: die Zonenverteidigung. Für die meiste Zeit war diese Verteidigung unter den Coaches der Liga nicht besonders beliebt und für lange Zeit sogar verboten.
Was ist die Zonenverteidigung?
Bei dieser Art und Weise den Gegner zu verteidigen, handelt es sich um eine raumorientierte Verteidigung. Das kann sowohl als Team erfolgen, was wohl die bekannteste Art der Zone ist, man kann jedoch auch nur mit einzelnen Spielern eine Zonenverteidigung spielen. Dazu aber später mehr. Wie gesagt handelt es sich um eine Raumverteidigung, was im Prinzip bedeutet, dass die Spieler nicht einem Spieler zugewiesen sind nach dem Motto: „Marius du nimmst die Nummer 6, Jonas du hast die Nummer 14 und Tim du verteidigst den Spieler mit der Nummer 8“. In einer „Zone“ ist jeder Spieler verantwortlich für einen Bereich des (Halb-)Feldes.
In dieser Abbildung sieht man eine klassische „2-3 Zone“. Die erste Zahl steht dabei für die Anzahl an Verteidigern, die oben an der Dreierlinie verteidigen und die zweite Zahl für die Verteidiger in der zweiten Linie. Je nachdem, wohin sich der Ball und die Spieler, verteilen wechselt die Verantwortlichkeit für einen Offensivspieler der Defender stetig. Dabei gilt das „Closest Man“ Prinzip. Gegenspieler werden immer von dem Spieler verteidigt, der am nächsten dran ist. Da die offensiven Spieler in den allermeisten Fällen nicht still stehen, sondern in konstanter Bewegung sind, ist für die Verteidigung eine besonders gute Kommunikation untereinander von enormer Bedeutung für den Erfolg der Zonenverteidigung.
Wie eine Zone dann in realer Geschwindigkeit aussieht, seht ihr in diesem Video der Miami Heat in den Playoffs der letzten Saison.

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Welche Regeln gibt es?
In den ersten 54 Jahren der NBA Geschichte war der Einsatz einer Zonenverteidigung nicht erlaubt. Spieler durften bis zur Saison 2001/02 lediglich ihren Gegenspieler verteidigen oder einen anderen Gegenspieler doppeln. Das Verteidigen im Raum war durch das Regelwerk ausgeschlossen. Seit dieser Regeländerung ist die Zonenverteidigung prinzipiell möglich, doch sie ist in der NBA (im Vergleich zur FIBA-Competition) erschwert.
Um zu verhindern, dass Shotblocker wie Rudy Gobert oder Myles Turner sich unter den Korb stellen und warten, bis sie den Ball abräumen können, muss ein Verteidiger aktiv seinen Gegenspieler in der Zone verteidigen oder darf sich dort nur drei Sekunden aufhalten. Das hat zur Folge, dass Ringbeschützer entweder die Zone verlassen müssen, um zu ihrem Gegenspieler zu gehen, der beispielsweise wie Jokic oder Vucevic auch gerne mal an der Dreierlinie steht oder sie machen die Zone frei, indem sie sie kurz verlassen und dann wieder eintreten.
Wenn man sich ein NBA Spiel anschaut, dann kann man diesen Tanz ziemlich deutlich sehen, denn natürlich versucht ein Defender wie Gobert so gut es geht, am Korb stehen zu bleiben. Wenn die Referees einen Regelverstoß abpfeifen, gibt es mit einem Freiwurf und bleibenden Ballbesitz für das Offensivteam auch nur eine milde Strafe. Man kann also festhalten, dass die Defensive-Three-Second-Violation recht einfach zu umgehen ist.
Defense Formationen
Wie oben bereits angedeutet gibt es nicht nur die „2-3 Zone“, sondern auch andere Formationen. Generell ist der Fantasie eines Trainers kaum eine Grenze gesetzt. Weitere bekannte Anordnungen sind die „3-2 Zone“ (1), welche in der NBA zumindest hin und wieder gespielt wird und die „1-3-1 Zone“ (2), die man eher nicht in der NBA zu sehen bekommt.
(1) (2)
Doch es gibt noch zahlreiche „Ball-Raum-Verteidigungen“, wovon eine in den 2019er Finals der Raptors gegen die Warriors besonders belächelt wurde. Nick Nurse ließ seine Mannschaft während den Minuten in denen lediglich Stephen Curry von der Big Three der Warriors auf dem Parkett stand, eine „Box-and-One“ Defense spielen.
Gerade in der NBA ist diese Verteidigung außergewöhnlich, weil alle Spieler, die auf dem Feld stehen, eine wahnsinnige Qualität mitbringen. Bei der „Box-and-One“ Verteidigung geht es allerdings genau darum. Die Defense legt einen Spieler des Gegners fest, der über das komplette Spielfeld „one on one“ verteidigt wird. 2019 war es Stephen Curry. Die anderen vier Verteidiger spielen im Prinzip eine „2-2 Zone“.
Man zwingt die gegnerischen Spieler dazu, offene Würfe zu treffen. Was gegen die Warriors wahnsinnig klingt, ist es je nach Line Up auf dem Feld gar nicht. Hat man neben Curry wie in diesem Fall Cook, Iguodala, Cousins und Green auf dem Feld, zwingt man sie, Plays zu machen. Hinzu kommt, dass sie es nicht gewohnt sind, gegen diese Defense zu spielen. Strugglen also die Sidekicks und Curry wird gut verteidigt, hat die Defense einen echten Vorteil. Das es sich dabei allerdings nicht um ein Allerheilsmittel handelt, das gegen alle Teams in jeder Situation funktioniert, sollte auch klar sein.

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Vor- und Nachteile
Beginnen wir bei den Nachteilen einer Ball-Raum-Verteidigung. Wie im Beispiel der „Box-and-One“ ist erkennbar, dass man durch eine Zonenverteidigung weniger Zugriff auf die einzelnen Offensivspieler hat. So kommt es mit relativ geringem Aufwand dazu, dass Spieler an der Dreierlinie stehen und weniger stark contested abdrücken könne. Hat die Offensive Mannschaft dann mehrere fähige Werfer auf dem Platz, kann sich so eine Verteidigung schnell rächen.
Ein weiterer Nachteil ist das Rebounding. Während bei der „man-to-man“ Defense jeder Verteidiger einen zugewiesenen Spieler hat, den er von einem Offensivrebound abhalten soll (im besten Fall durch „ausboxen“, was in der NBA allerdings seltener passiert), gibt es in einer Zone keine direkte Zuteilung und so kann es leicht zu zweiten oder dritten Versuchen kommen.
Außerdem gibt es in einer Zone immer Bereiche, die weniger gut verteidigt werden können. In einer „1-3-1“ und einer „3-2“ sind das die beiden Ecken, da dort nicht automatisch ein Defender abgestellt ist, sondern erst rotiert werden muss, was durch ein gutes Play oder ein Mechanismus schnell ausgehebelt werden kann. Bei der „2-3“ Zone gilt der „highpost“ in Höhe der Freiwurflinie bei gutem Spacing als besonders verletzlich. Außerdem sind es in allen Varianten der Zone die Schnittstellen, also im Fall der „2-3“ Zone die Bereiche um 45º. Besetzt man als Offense diese beiden Punkte und zusätzlich einen Spieler in der Mitte des Feldes, hat man eine Überzahl gegenüber der Defense.
Natürlich kann man diese rot markierten Stellen auch relativ gut verteidigen, jedoch besteht vor allem in der NBA die Gefahr, dass gute Schützen nur einen kurzen Moment mit etwas Raum benötigen, um hochprozentig von Downtown zu netzen.
In diesem Video seht ihr, wie die Lakers in einem Regular Season Spiel zunächst an der Zone der Heat verzweifelten, später im Spiel jedoch die richtigen Positionen besetzten.

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Kommen wir jetzt zu den Vorteilen, denn es gibt schließlich immer mehr Coaches in der NBA, die diese Defense benutzen. Ein Grund dafür ist, dass durch den Einsatz von einer Zone der Rhythmus des Spiels sich enorm verändern kann. Vorher angewandte Automatismen einer gut geölten Offense greifen nicht mehr so selbstverständlich wie bei der „man-to-man“ Defense, also müssen sich die Spieler mehr Gedanken über ihre Aktionen machen, was dazu führen kann, dass sie ihren Flow verlieren.
Eine gute Zone wie die der Miami Heat im vergangenen Jahr ist nicht durch einen Pass oder ein Pick and Roll geschlagen. Das verlangsamt das Spiel und kann gerade für Teams mit einer hohen Pace zu Problemen führen. Andererseits sagt man, dass eine Zone vor allem durch Fastbreaks geschlagen werden kann, um zu verhindern, dass sich die Verteidigung aufstellen kann.
Eine Zone ist vor allem dafür da, den direkten Weg zum Korb zu vermauern. Gerade bei Spielern wie Giannis ist das nötig. Aber auch für andere Spieler, die im 1 vs 1 nicht zu stoppen sind. In einer Zone ist es nämlich deutlich einfacher, sich gegenseitig zu helfen, weil die Abstände zwischen den Verteidigern deutlich kleiner sind. Demnach kann man den Bereich innerhalb der Dreierlinie zustopfen mit Verteidigern, wofür man im Gegenzug jedoch mehr Platz für gegnerische Schützen lässt. So lassen sich auch schwache Verteidiger leichter in einem defensiven System verstecken, da es weniger wichtig ist, wie gut jemand am Perimeter verteidigen kann, da die Hilfe schon auf ihn wartet.
Fazit
Es gibt gute Gründe für und gegen die Zonenverteidigung und der Gebrauch davon ist auch stark davon abhängig, auf welchen Gegner eine Mannschaft trifft. Spielt man eine effektive Zone, kann das zum Sieg verhelfen, wie man es bei den Heat in den vergangenen Conference Finals gegen die Celtics sehen konnte. Dass eine Mannschaft jedoch ein komplettes Spiel eine Ball-Raum-Verteidung spielt, wie es zum Beispiel beim College Basketball öfter der Fall ist, kann man in der NBA nicht erwarten, weil dafür die Spieler zu stark sind. Um dem Gegner aus dem Rhythmus zu bringen und einzelne Spieler offensiv einzuschränken, ist sie aber sehr wohl geeignet.