No LeBron – No Repeat für die Lakers.
Im Spiel der Los Angeles Lakers gegen die Atlanta Hawks am Samstagabend (20:30 Uhr deutscher Zeit) hat sich Superstar LeBron James am Knöchel verletzt und musste die Partie frühzeitig abbrechen. James knickte im Kampf um den Ball um, als Hawks-Forward Solomon Hill nach dem Ball sprang und krümmte sich im Anschluss an die Szene vor Schmerzen auf dem Hallenboden. Noch ist die genaue Dauer seines Ausfalls unsicher, da es sich um einen sogenannten „High Ankle Sprain“ handelt, ist aber wohl alles zwischen zwei und acht Wochen realistisch. Da neben James mit Anthony Davis auch der zweite Superstar im Kader noch auf unbestimmte Zeit ausfällt, stellt sich für die Lakers nun die Frage, wie Schadensbegrenzung betrieben werden kann. Aktuell stehen sie auf Platz 3 in der Western Conference, haben jedoch nur 2.5 Spiele Vorsprung auf Platz 6, der den sicheren Playoff-Einzug ohne vorheriges Play-In-Tournament bedeutet.
Bron appears to turn his ankle, stays in the game and hits a three, then heads to the locker room pic.twitter.com/OdTrDW77o1
— Bleacher Report (@BleacherReport) March 20, 2021
Was bedeutet James‘ Aus für die restlichen Spiele der Lakers?
Seit Saisonbeginn haben die L.A. Lakers nur ein Ziel – den Repeat. Nachdem sie es in der vergangenen Saison geschafft haben, in der Bubble in Orlando den Titel zu holen, ist alles auf die Verteidigung der Larry O’Brien Trophy ausgerichtet. Mit Dennis Schröder, Montrezl Harrell, Wesley Matthews und Marc Gasol wurde der Kader dabei in der Offseason noch einmal deutlich verstärkt. Vor der laufenden Spielzeit waren sie bei sämtlichen Experten daher auch Top-Favorit auf die Championship – ungeachtet dessen, dass die einzigartige Saison im Vorjahr (mit den Finals im Oktober) für die Lakers die kürzeste Offseason in der Geschichte bedeuten würde. Schließlich wurden ja genau wegen dieses Szenarios Spieler wie Schröder und Harrell geholt, die beide zwar in der Bubble dabei, aber deutlich früher auch wieder zuhause waren, als die Spieler aus Los Angeles. Sie sollten die Last von den Schultern von LeBron und AD nehmen und zumindest in der regulären Saison den Bärenanteil der Arbeit verrichten. Für die Playoffs wären die beiden Stars dann topfit und bereit, den Run auf den zweiten Titel in Folge zu starten.
Abgelaufen ist das Ganze dann aber bis zum Spiel gegen die Hawks deutlich anders. Der King hat bis dahin lediglich ein Spiel ausgesetzt, ein Back-to-Back direkt vor dem All-Star Break, und ansonsten mit der gewohnten Konstanz seine Minuten abgerissen. Davis war es stattdessen, der von Beginn an immer mal wieder Wehwehchen hatte, Spiele nicht mitgemacht und schließlich aufgrund einer Verletzung an der Achillesferse vor Wochen bereits den Spielbetrieb eingestellt hat. Mit dem zusätzlichen Ausfall von LeBron James kommt damit jetzt eigentlich eine Situation auf die #LakeShow zu, die vor der Saison gar nicht so unwahrscheinlich war – sie müssen Spiele ohne LBJ und AD gewinnen.
Wie schwierig das sein kann, zeigt die kleine Sample Size an Spielen, in denen das in dieser Saison bereits der Fall war. Wie bereits beschrieben, war James beim letzten Spiel vor der All-Star-Pause gegen die Kings nicht mit dabei und Davis zum damaligen Zeitpunkt schon verletzt raus. Ihre Mannschaft verlor 123 – 120, war jedoch lange im Spiel und zeigte mit der hohen Punkteausbeute, dass sie auch ohne die beiden durchaus offensive Feuerkraft hat.
„To me, we have enough to win. I think it was just a little bit tough for our guys to adjust on the fly … knowing for 24 hours that he (LeBron) wasn’t going to be there and what the rotation was going to look like.“ – Frank Vogel, interviewed by Jovan Buha of The Athletic
Coach Vogel ist, wie das obenstehendes Zitat zeigt, absolut überzeugt davon, dass sein Team auch ohne James und Davis gut genug ist, um Spiele zu gewinnen. Er schiebt die Niederlage gegen Sacramento auf die Kurzfristigkeit des damaligen Ausfalls von James. Ob die Rotation aus dem Spiel gegen die Kings jetzt häufiger so von ihm auf’s Parkett geschickt wird, bleibt fraglich. Morris stand, wie meistens, für Davis in der Starting-Five und Kyle Kuzma bekam den Starting-Spot von LeBron. Soweit so gut. Allerdings bekam neben Alfonzo McKinnie auch Jared Dudley Minuten, der inzwischen ebenfalls aufgrund eines Kreuzbandrisses ausfällt.

Den größten Einfluss wird die neue Situation wohl auf Talen Horton-Tucker haben, dessen Minuten in die Höhe schnellen werden. Für den jungen Spieler wird das in seinem zweiten Jahr in der Liga DIE große Chance sein, um zu zeigen, dass er die vielen Vorschusslorbeeren, die er bei seinen bisherigen Einsätzen sammeln konnte, auch tatsächlich verdient hat. Er bringt einen starken Drive zum Korb mit, den die Lakers ohne LeBron definitiv bitter nötig haben und kann auch im Playmaking hin und wieder die nun schwere Last von Dennis Schröder nehmen. Neben den beiden wird Kuzma mal wieder die erste Scoring-Option geben müssen. Dass er das kann, ist unbestritten, ob er es aber über mehrere Wochen konstant bringen kann, ist wohl relativ unwahrscheinlich. Unterstützung bekommt er dabei von Markeiff Morris und Harrell, die beide offensiv ebenfalls sehr versiert sind. Einer der Drei muss wohl mindestens einen Sahnetag erwischen, um Purple & Gold im Spiel zu halten.
Welche Auswirkungen hat der Ausfall auf die NBA Playoffs?
Kurzfristig wird das alles machbar sein und die ein oder andere Niederlage kann man sich in LA ja auch noch leisten. Ein Blick auf den Schedule im April zeigt aber, dass eine mögliche Abwesenheit von LeBron bis in den Mai schwerwiegendere Folgen haben könnte. So ziemlich jeder Contender steht mit auf dem Spielplan, was den angesprochenen kleinen Vorsprung vor den Plätzen 7 -10 sehr schnell schmelzen lassen könnte. Gehen wir davon aus, dass James am 1. Mai wieder einsatzbereit ist, was einem Ausfall von sieben Wochen entsprechen würde und damit nicht unwahrscheinlich ist, würden die Lakers in diesem Zeitraum genau 20 Spiele ohne ihn absolvieren müssen. Von diesen 20 Spielen sind 11 gegen Top-Teams (Suns, 76ers, Bucks, Clippers, Heat, Nets, Celtics, 2x Jazz, 2x Mavericks), die allesamt in der Lage sind das Matchup auch mit einem gesunden LA-Kader zu gewinnen. Irgendwann in diesem Zeitraum wird aller Voraussicht nach Anthony Davis wieder zurückkommen, alle Spiele werden die Lakers daher vermutlich nicht verlieren. Selbst ein .500-Run über den beschriebenen Zeitraum, würde jedoch dazu führen, dass man den Anschluss an die Spitze im Westen (Jazz, Suns, Clippers) verliert und wohl auch die Trailblazers, Nuggets und Mavs gefährlich nahe an die Lakers heranrücken. Mit Blick auf die Playoffs hätte das zur Folge, dass ein Matchup gegen die rivalisierten L.A. Clippers womöglich schon in Runde 1 anstehen könnte und der Weg für Phoenix und Utah zumindest bis zu den Conference Finals nicht durch Los Angeles laufen müsste.

Was bedeutet die Verletzung für die persönliche Legacy des Kings?
Bezogen auf seine Mannschaft sowie den gesamten weiteren Saisonverlauf aller Mannschaften hat LeBrons Ausfall eine enorme Bedeutung, das haben die beiden vorherigen Absätze gezeigt. Nicht zuletzt wird die verpasste Zeit aber auch auf ihn persönlich, seine Karriere und damit seine Legacy Einfluss nehmen. Nach der Verletzung von Joel Embiid vor einigen Tagen, der weiterhin konstanten Leistungen von James und der Tatsache, dass niemand sonst sich die MVP-Diskussion unter den Nagel zu reißen schien, wurden gerade in den USA wieder die Rufe nach dem fünften MVP-Titel für das Kid from Akron laut. Teamkollege Kyle Kuzma meinte in einem Interview gar, dass LeBron 8,9,10 Mal hätte MVP werden müssen und er selbst unterstrich die Aussage: „I should have more than four, I believe.“
Fällt er nun bis zu 20 Spiele aus, wird aus einer weiteren Auszeichnung zum wertvollsten Spieler der Liga wohl nichts mehr. Dafür spielen Jokic, Lillard oder auch Harden aktuell zu stark. Für James würde das bedeuten, dass er weiterhin nicht mit den 5 MVP-Awards von Michael Jordan gleichziehen kann und er ihm, wie auch bei den Championship-Ringen, weiter hinterherläuft. Sollte er, um sich den MVP zu sichern, wider Erwarten so schnell wie möglich wieder auf dem Court stehen, wäre das zwar durchaus beeindruckend – langfristig gesehen wohl aber noch schlimmer als eine verpasste persönliche Auszeichnung. Verletzt er sich dann nämlich schwerwiegender und verpasst womöglich die Playoffs, ist der Titel für die Lakers außer Reichweite und der zählt gerade für LeBrons Legacy noch einmal deutlich mehr als die MVPs. Schließlich könnte er mit der diesjährigen Meisterschaft bis auf einen Ring an MJ heranrücken.
Man kann LeBron James daher aktuell wohl nur wünschen, sich ordentlich auszukurieren, sich nicht von den Leistungen, die die Lakers ohne ihn zeigen werden, beeinflussen zu lassen, die Zeit zu nutzen, um sich zu erholen und dann topfit und ausgeruht den Run auf NBA-Titel Nummer 5 zu starten. Get well soon, King!

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