Sandro Zähle (@dallasmavs_germany) begleitet die Dallas Mavericks seit einigen Jahren aktiv auf Instagram.
In seiner zweiwöchigen Kolumne teilt er seine Meinung zu sämtlichen Themen rund um seine geliebte Franchise mit. #MFFL
Hat Luka Doncic zu viel Einfluss in Dallas?
Das Ziel der Dallas Mavericks in dieser Offseason ist klar: Ein Team um Superstar Luka Doncic aufbauen. Wie in der NBA mittlerweile üblich, haben aber auch sie einen zweiten Franchisespieler. Blickt man auf den Stellenwert in der Franchise besteht jedoch ein großer Unterschied zwischen den beiden Stars. Um Kristaps Porzingis gab es vor allem kurz vor der Trade-Deadline in diesem Jahr viele Gerüchte. Die Stimmung zwischen ihm und Doncic war sehr angespannt, was man auch auf dem Spielfeld gut beobachten konnte. Pässe zum jeweils anderen wurden selten gespielt, auch wenn der Mitspieler offen stand. Kleine Gesten, wie das Abklatschen nach Freiwürfen, wurden nicht ausgeführt und sie taten eher so, als ob sie den anderen Spieler nicht sehen würden. Für die allgemeine Chemie im Team waren diese Vorkommnisse nicht vom Vorteil.
Luka Doncic darf zu viel mitentscheiden
Es ist selbstverständlich, dass die Teams alles dafür tun, um ihre Franchisespieler und Aushängeschilder glücklich zu halten. Etwas zu weit geht es aber, wenn besagter Spieler bei Personalentscheidungen mitentscheiden darf und darauf geblickt wird, mit wem er eine gute Beziehung oder bereits eine Vergangenheit hat.
Jason Kidd wurde als neuer Headcoach und Nico Harrison als neuer General Manager der Mavericks vorgestellt – beide mit einer guten Beziehung zu Luka Doncic. Als Assistant Coach konnte der ehemalige Nationaltrainer Sloweniens Igor Kokoskov verpflichtet werden, mit dem Doncic die Europameisterschaft 2017 gewann.

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Eine gute Verbindung zum ehemaligen Headcoach Rick Carlisle soll der Slowene nicht gehabt haben – Coach Carlisle heuert jetzt bei den Pacers an.
Dies soll hier keine Verschwörungstheorie o.Ä. werden, aber dass Kidd nicht der beste Headcoach und Harrison nicht der bestmögliche GM für die Mavericks ist, ist klar. Verpflichtet wurden sie aufgrund der Beziehung zu Doncic und, im Fall von Kidd, auch Dirk Nowitzki sowie Mark Cuban.

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Das Team hinter Doncic muss sich unterordnen, und man hat als Außenstehender das Gefühl, dass bei allen Entscheidungen Mark Cuban – Owner der Franchise – Doncic anruft und fragt, wie er das finden würde. Für die Teamstruktur ist das überhaupt nicht förderlich und sorgt für Unstimmigkeiten. Immer wieder liest man, dass ein Spieler nicht nach Dallas möchte – eventuell aus dem Grund, dass Doncic zu viel mitentscheiden darf und sein Stellenwert immens hoch ist.
Von Michael Jordan und Kobe Bryant lernen
Blicken wir zurück in vergangene Spielzeiten. Von 1987 bis 1998 spielten Michael Jordan und Scottie Pippen mit kurzer Baseball-Unterbrechung zusammen bei den Chicago Bulls. Erfolgreich waren sie allemal – zwei Threepeats müssen erst einmal gewonnen werden. Die Teamchemie war aber überhaupt nicht bravourös. Noch immer gibt es Sticheleien zwischen Pippen und Jordan, die durch die Netflixserie `The Last Dance` deutlich an die Öffentlichkeit gerieten. Erst vor kurzem beschrieb Pippen seinen jahrelangen Teamkollegen als ‚egoistisch‘. Starke Unterschiede beim Stellenwert in der Franchise konnten bei den 90’er Jahre Chicago Bulls mühelos erkannt werden.

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Blicken wir an die Westküste, genauer gesagt auf die LA Lakers zur Zeit der Jahrtausendwende, können wir auch hier Spannungen zwischen Kobe Bryant und Shaquille O’Neal feststellen. Beide kamen 1996 zur Traditionsfranchise. Nach ein paar Jahren nahmen die Unstimmigkeiten dann aber ihren Lauf. Immer wieder las man von Konflikten zwischen den beiden Franchisespielern, bis der Center einen Trade erzwang und nach Miami ging. Trotz der Auseinandersetzungen konnten sie drei Titel einfahren.
Zwei Beispiele, wo es mit der Teamchemie überhaupt nicht klappte, die Championships dennoch gewonnen werden konnten. Ist das Verhältnis im Team also doch nicht so wichtig wie man denkt? Doch, es ist sehr wichtig. Was wäre das für eine Dynastie geworden, wenn Kobe und Shaq noch länger zusammengespielt hätten? Hätte Jordan noch länger gespielt, wenn es nicht solche Reibereien in der Franchise gegeben hätte? Bestimmt.
Gehen wir zurück nach Texas, machen aber einen Stopp in Houston. James Harden wurde 2012 zu den Rockets geholt. Ein Superstar seines Sports, aber ein unangenehmer Teamkollege, wie dieses Video hier mit Chris Paul zeigt.

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Sportlich gesehen konnten sie keine großen Erfolge einfahren. Das lag auch an den Golden State Warriors und der Verletzung von Chris Paul in den Conference Finals 2018, vor allem aber an der Chemie im Team. Harden war DER Star der Rockets, und der zweite Spieler befand sich gefühlt meilenweit dahinter.
Team Slowenien als Vorbild für die Dallas Mavericks?
Dieses Gefühl und die damit einhergehenden Befürchtungen kann man in Dallas ebenfalls langsam bekommen. Hätten die Stimmungsprobleme der Dallas Mavericks, besonders zwischen Doncic und Porzingis, im Februar vermieden werden können? Ohne Frage. Der Hauptgrund war womöglich, dass Doncic häufig auf die anstehende Trade-Deadline angesprochen wurde, der zweite Franchisespieler hingegen überhaupt nicht.
Dass es anders laufen kann, zeigt momentan das slowenische Olympiateam. Luka ist mit noch deutlich größerem Abstand die klare Nummer 1 des Teams, anmerken tut man es aber niemandem. Auf der Bank und auf dem Spielfeld wird viel gelacht, sich unterhalten und auch die Pressekonferenzen im Quali-Turnier haben gezeigt, wie sehr sie sich im Teamverbund schätzen.

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Dass die Beziehung zwischen den Spielern sehr wichtig ist, sah man im ersten Spiel des Olympiaturniers von der amerikanischen Nationalmannschaft, als sie gegen Frankreich antraten. Das Team USA war nicht eingespielt, jeder spielte für sich und wollte mit Einzelaktionen überzeugen. Das machten die Franzosen besser, spielten intelligent zusammen und gewannen durch Teambasketball.
Um dies zu erreichen, haben die Mavericks gute Ansätze. Sie haben seit 2019 keine großen Kaderveränderungen vorgenommen, der Kern des Teams kennt sich demnach seit ein paar Jahren. Gut ist ebenfalls, dass Doncic sich nicht egoistisch benimmt und seinen hohen Stellenwert großartig raushängen lässt.
Fazit
Dem Front Office der Texaner muss klar werden, dass sie ein starkes Duo aus den beiden Europäern besitzen, und dass sie mit Doncic und Porzingis gleich viel agieren müssen. Sie sollen die Zukunft des Teams sein und die Larry O´ Brien-Trophy zurück nach Dallas bringen. Dies schaffen die Mavericks nur, wenn sie auch dem Letten vor Augen führen, dass er bei Personalentscheidungen ein Wörtchen mitzureden hat.
Dass Doncic viel mitentscheiden darf, ist ganz legitim. Der Slowene ist der Spieler, um den die Mavericks ein Team aufbauen, dementsprechend darf und muss er auch bei zukunftsweisenden Entscheidungen befragt werden. Das Problem liegt darin, dass es zu offensichtlich und zu häufig gemacht wird, Porzingis aber kaum bis gar nicht zu Rate gezogen wird.
Allgemein muss man berücksichtigen, dass es ein sehr diskussionsfreudiges Thema ist mit vielen unterschiedlichen Ansichten. Die Sorge, dass es in Dallas aufgrund der genannten Gründe nicht funktioniert, herrschen aber wohl bei allen. Was ist eure Meinung zum Thema? Meldet euch gerne auf Instagram @thevibesmag!
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