Nowitzkis Erben (2/6) – Maxi Kleber
Die The Vibes Originals Serie “Nowitzkis Erben” widmet sich ganz den deutschen Spielern in der besten Basketballliga der Welt. Es steht außer Frage, wer der beste deutsche Basketballspieler aller Zeiten ist. Dirk Nowitzki hat sich spätestens mit seinem Titel 2011 im Trikot der Mavs nicht nur in Dallas unsterblich gemacht. Er hat die deutsche Nationalmannschaft über Jahrzehnte zu Medaillen geführt und war der erste Europäer, der in der NBA zum wertvollsten Spieler gewählt worden ist. Über den langen Blonden aus Würzburg wurden unzählige Artikel, Geschichten und Bücher geschrieben. In dieser Rubrik wollen wir uns daher nicht mit ihm sondern seinen Nachfolgern beschäftigen. Aktuell wandeln sechs Deutsche auf den Spuren Nowitzkis in der besten Basketballliga der Welt: Dennis Schröder (Los Angeles Lakers), Maxi Kleber (Dallas Mavericks), Daniel Theis (Boston Celtics), Moritz Wagner, Isaac Bonga (beide Washington Wizards) und Isaiah Hartenstein (Denver Nuggets). Diesen Spielern, Nowitzki Erben, wollen wir unsere Aufmerksamkeit widmen. In dieser Folge geht es um Maxi Kleber.
Von Würzburg in die NBA – Das Basketballmärchen des Maxi Kleber
Maximilian “Maxi” Kleber wurde am 29. Januar 1992 in Würzburg geboren. Würzburg? War da nicht was? Der eingefleischte Basketballfan weiß natürlich, dass auch ein gewisser Dirk Nowitzki aus der Weinstadt am Main kommt. Die Vergleiche mit dem besten deutschen Basketballer aller Zeiten wurden Maxi Kleber damit quasi in die Wiege gelegt und begleiten ihn über seine Karriere hinweg. Die Parallelen sind aber auch über den Geburtsort hinaus offensichtlich. Kleber ist groß, kann gut werfen und galt, wie Nowitzki schon früh als Wunderknabe. Umso verrückter, dass Maxi Kleber nach zahlreichen Verletzungen und Stationen in Deutschland und Spanien 2017 schließlich in der NBA bei Nowitzki’s Dallas Mavericks gelandet ist und zwei Jahre mit seinem Idol spielen durfte. Feel Good Story made in Würzbug.
Aber der Weg von Würzburg nach Dallas in die beste Basketballliga der Welt war für Maxi Kleber ein steiniger und von Rückschlägen geprägter.
Die Anfänge
Maxi Kleber kam im Alter von 6 Jahren durch seinen älteren Bruder zum Basketball. Er spielte in der Jugend für die TG Veitshöchheim und den SC Heuchelhofen bevor er zur TG Würzburg wechselte. Schon als kleines Kind träumte Kleber, wie so viele andere junge Basketballer auch, von der NBA und eiferte seinem großen Idol Dirk Nowitzki nach. Im Sommer 2005 bekamen der damals 13 jährige Maxi und seine beiden Brüder mit, dass Nowitzki wieder einmal in Würzburg trainierte. Über Umwege fanden sie heraus in welcher Halle Dirk trainierte und belagerten diese bis Nowitzki sein Training beendet hatte und für Fotos zur Verfügung stand. An diesen Sommer und die erste Begegnung mit Nowitzki erinnert sich Kleber im Gegensatz zu Dirkules noch heute. Die Erwähnung dieser Anekdote sollte beim späteren Aufeinandertreffen der beiden in Dallas für großes Gelächter sorgen.
Der Schritt zum Profi – von Verletzungssorgen begleitet
Im Jahr 2008 startete Maxi Kleber im Alter von 16 Jahren seine Profikarriere beim SCH Würzburg in der Regionalliga. Es folgte der direkte Aufstieg in die ProB in der Kleber in der Saison 2009/2010 aber gerade einmal 13 Spiele absolvieren konnte bevor ihn ein Schienbeinkopfbruch ausbremste. Es sollte die erste von vielen Verletzungen sein. Verletzungen waren immer ein Teil von Maxi Klebers Karriere. Sie warfen ihn immer wieder zurück, der Umgang mit den vielen Rückschlägen hat ihm aber letztlich auch geholfen, zu dem Spieler zu werden, der er heute ist.
Die Würzburger schafften auch ohne Kleber den Sprung in die ProA und statteten Kleber trotz Verletzung mit einem neuen Vertrag aus.
Das Verletzungspech verfolgte den hochtalentierten Forward aber auch in der folgenden Spielzeit. Ein Fingerbruch sorgte dafür, dass Maxi den Start in die Saison verpasste und erst zu einem späteren Zeitpunkt sein Debüt in der zweithöchsten deutschen Spielklasse feiern konnte. In 27 Spielen kam das Nachwuchstalent bei knapp 7 Minuten Spielzeit auf durchschnittlich 3,0 Punkte, 1,2 Rebounds und 0,2 Blocks bei einer effektiven Wurfquote von 45 Prozent. Sein riesiges Potential lies Kleber in den letzten vier Hauptrundenspielen aufblitzen. In 20 Minuten Spielzeit steigerte der Würzburger seinen Output auf 9,5 Punkte und 3,0 Rebounds. Besonders auffällig waren dabei Klebers ausgezeichneter Wurf, seine leichtfüßige Spielweise sowie die beeindruckende Athletik des Big Man. Ganz nebenbei trug Maxi Kleber mit seiner Performance dazu bei, dass die mittlerweile umbenannten s. Oliver Baskets Würzburg in die höchste deutsche Spielklasse einzogen.
Anmeldung zum Draft – die Pechsträhne hält an
Nach der guten Saison meldete sich Maxi Kleber als so genannter “Early Entry” zum NBA Draft an und kommt seinem Kindheitstraum von der NBA ein kleines Stück näher. Die Anmeldung diente laut Maxi aber vor allem dazu “meinen Namen bekannter zu machen.” Kleber zog seine Anmeldung später zurück und nahm stattdessen am renommierten Adidas Eurocamp im italienischen Treviso teil. Das Camp gilt gemeinhin als Pre-Draft Camp zur NBA und bietet den besten jungen Spielern Europas die Möglichkeit sich vor Coaches und Scouts internationaler Top-Clubs zu beweisen.
Die darauffolgende Saison 2012/2013 sollte für Maxi Kleber zu einer erneuten Seuchensaison werden. Ein Bänderriss fügte seiner bereits langen Verletzungshistorie ein weiteres Kapitel hinzu und sorgte dafür, dass er kein einziges Saisonspiel machen konnte. Auch die Saison 2013/2014 startete mit einer Hiobsbotschaft. Kleber brach sich den Fuß und verpasste die Saisonvorbereitung. Seine Krankenakte füllte mittlerweile einen eigenen Aktenschrank in der der Praxis des als Arzt des FC Bayern München bekannt gewordenen Dr. Müller-Wohlfahrt.
Der Durchbruch
In der Saison 2013/2014 konnte Kleber endlich sein Bundesligadebüt für die s. Oliver Baskets Würzburg feiern und brillierte mit einer starken Statline von 9,9 Punkten, 6,7 Rebounds und 0,7 Blocks im Schnitt. Die erste (fast) verletzungsfreie Saison brachte Kleber endlich den erhofften Durchbruch. Er schloss die Saison als ligaweit Siebter in Punkten und Rebounds ab und wurde folgerichtig beim Allstar Game der BBL in die Starting Five des “Teams National” gewählt.
Darüber hinaus erhielt Kleber eine Einladung zur Nationalmannschaft und feierte noch im selben Jahr bei der EM-Qualifikation sein Debüt. Mit 22 Minuten Einsatzzeit, 11,8 Punkten und 6,8 Rebounds wurde der 22-jährige bereits bei seinen ersten Einsätzen zum Leistungsträger des DBB.
NBA-Draft zweiter Versuch – Wechsel nach Spanien
Nach seiner starken Saison meldete sich Kleber zum zweiten Mal, als einer von fünf deutschen Spielern, zum NBA-Draft an. Aber auch dieses Mal kam der Schritt über den großen Teich für Maxi noch zu früh. Keines der 30 Teams wählte den Würzburger aus. Der Traum der NBA war wieder geplatzt.
Dennoch hat sich Maxi Kleber durch seine Leistungen in der vergangenen Saison auf die Zettel vieler Scouts von europäischen Topklubs gespielt. Unter anderem der FC Bayern Basketball bekundete großes Interesse am deutschen Top Talent. Ein Wechsel zu einem großen europäischen Verein schien nach dem Abstieg der Würzburger aus der BBL als der nächste logische Schritt in der Entwicklung von Maxi Kleber.
Doch Kleber ist kein Spieler, wie jeder andere. Er hat bereits in jungen Jahren mit vielen Verletzungen zu kämpfen gehabt und ein Bewusstsein für seinen Körper entwickelt, wie man es sonst nur von deutlich erfahreneren Profis kennt. Kleber entschied sich gegen die großen Namen und die damit einhergehende körperliche Belastung aus nationaler Liga und Euroleague und stattdessen für einen Wechsel zum spanischen Club Obradoiro CAB. Das Paket aus sportlichem Niveau in der besten Basketballliga außerhalb der NBA, einer Rolle als Führungsspieler und einer trotzdem überschaubaren körperlichen Belastung mit nur einem Spiel in der Woche, überzeugten den gebürtigen Würzburger. Im Club der kleinen Pilgerstadt Santiago de Compostela konnte Maxi Kleber den nächsten Schritt in seiner Entwicklung vollziehen. Er hatte Zeit an seinem Körper zu arbeiten und die Grundlage für eine weniger verletzungsanfällige Zukunft zu legen. Zugleich konnte er aufgrund der Verantwortung, die ihm vom Coaching Staff zugeteilt wurde, zum Führungsspieler reifen. In 33 Saisonspielen legte Kleber im Schnitt 11,5 Punkte und 6,5 Rebounds bei einer Spielzeit von rund 25 Minuten auf. Ein Stück spanische Basketballgeschichte schrieb Kleber am 21. März 2015. Beim Sieg gegen Fuenlabrada stellte Maxi mit einer überragenden Leistung gleich drei ACB Rekorde ein. Er scorte 36 Punkte, traf 15 von 16 Freiwürfen und erzielte einen Effektivitätswert von 45. Nur acht Spieler haben in den letzten zehn Jahren einen höheren Wert erzielt.

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren
Klebers Spielzeit in Spanien zeigt das riesige Potential, dass der Power Forward hat, wenn er, wie in dieser Saison, endlich mal verletzungsfrei bleibt.
Die Rückkehr nach Deutschland – Geplatzter NBA Traum
Die starken Leistungen von Kleber blieben auch den Scouts in der NBA und Europa nicht verborgen.
Nach der starken Saison in Spanien erhielt Kleber Einladungen von zehn NBA Teams für die Summer League. Er entschied sich letztlich für die Miami Heat.
Doch der Traum von der NBA sollte ein weiteres Mal platzen. Maxi Kleber zog sich eine Kapsel-Band-Verletzung am Fuß zu und verpasste neben der Summer League auch die Euro Basket 2015 sowie große Teile seiner ersten Saison beim FC Bayern Basketball, der ihn nach den starken Leistungen in Spanien mit einem Zweijahresvertrag ausgestattet hatte.
Das Management und der Trainer der Bayern glauben aber weiterhin an den Würzburger, unterstützen ihn mit alle Mitteln bei der Reha und dieser zahlt das Vertrauen in der folgenden Spielzeit eindrucksvoll zurück. Mit durchschnittlich 9,0 Punkten, 5,3 Rebounds und 1,2 Blocks bei einer effektiven Wurfquote von 50,7% spielte Maxi eine gute, verletzungsfreie Saison als Starter.
America the Beautiful – NBA Traum wird Realität
Im Jahr 2017 ist es dann endlich soweit. Maxi Klebers Traum von der NBA wird Realität. Kein geringeres Team als die Dallas Mavericks geben Kleber einen Zweijahresvertrag mit einer Team-Option im zweiten Jahr. Maxi Kleber hat es geschafft und seinen Kindheitstraum Realität werden lassen. Er spielt in der NBA und das zusammen mit seinem Idol und besten deutschen Basketballer aller Zeiten – Dirk Nowitzki. Zwei Würzburger Ausnahme-Basketballer in Dallas. Diese Geschichte kann man sich nicht ausdenken.
Die Umstellung von Deutschland auf die USA war für Kleber nicht leicht. Zu Beginn seiner Zeit in Dallas fühlte er sich im Chaos der amerikanischen Großstadt “etwas lost”. Die Eingewöhnungszeit wurde ihm aber nicht zuletzt durch seinen deutschen Mitspieler Dirk etwas vereinfacht.
Sportlich lief es für den 2,08m Mann aus Würzburg von Beginn an gut. Nach einer guten Vorbereitung mit dem Team kam für Maxi am 21.10.2017 der lang ersehnte Moment. Er durfte gegen die Houston Rockets zum ersten Mal auf NBA Boden ran und erzielte in 12 Minuten Spielzeit seine ersten fünf NBA Punkte. Auch Coach Rick Carlisle, sonst nicht gerade als Rookiefreund bekannt, war begeistert von seiner neuen Nummer 42. Gegenüber der Dallas Morning News sagte er: “ Er gibt uns Rebounding und Flexiblität in der Defense…Seine Minuten sind sehr produktiv und er kann auch in der Defense mal switchen”. Kleber durfte in seiner ersten Saison sogar mehrere Male mit Nowitzki in der Startformation ran und kam in seiner Rookie Season auf durchschnittlich 16 Minuten Spielzeit, 5,4 Punkte, 3,2 Rebounds und eine Wurfquote von 52,4%.
Anyway, here’s W̶o̶n̶d̶e̶r̶w̶a̶l̶l̶ 𝐈 𝐖𝐚𝐧𝐭 𝐈𝐭 𝐓𝐡𝐚𝐭 𝐖𝐚𝐲 🎸🍔 pic.twitter.com/rUZtmYKMIU
— Dallas Mavericks (@dallasmavs) May 9, 2020
Maxi Kleber überzeugt übrigens auch mit ungewohnten Talenten neben dem Feld.
In Dallas angekommen – Das Märchen geht weiter
Maxi Kleber konnte seine Leistungen bisher in jeder Saison steigern und ist ein wichtiger Teil der Rotation der Mavs. Von anfänglich 16 Minuten konnte er sich in seiner dritten Saison auf 25,5 Minuten Einsatzzeit steigern, seine Punkteausbeute stieg von 5,4 auf 9,1 und auch die Rebounds entwickelten sich von 3,3 auf 5,2 in der Saison 19/20 stark.
Maxi Kleber ist definitiv angekommen in Dallas. Zwar spielt er mittlerweile, aufgrund des Karriereendes 2019, nicht mehr mit seinem großen Idol Dirk Nowitzki zusammen. Dafür ist den Mavs im Draft 2018 ein Coup gelungen und sie konnten sich mit dem Jahrhunderttalent Luka Doncic den legitimen Nachfolger Nowitzkis sichern.
Zusammen mit dem jungen Slowenen und dem per Trade gekommenen Einhorn Kristaps Porzingis nimmt Kleber höhere Ziele ins Visier. Dem Erstrundenaus gegen die hoch gehandelten L.A. Clippers in den Playoffs 2020 soll ein tiefer Playoff Run 2021 folgen.
Das Märchen von Maxi Kleber geht weiter. Allen Verletzungen zum Trotz wandelt er, wie kein zweiter deutscher Spieler, auf den Spuren von Dirk Nowitzki und wer weiß, vielleicht macht er es Dirkules nach und bringt den zweiten NBA Titel nach Würzburg. Zu wünschen wäre es dem Wunderkind aus der Stadt am Main.
Zum ersten Teil der Serie über Daniel Theis geht es hier.
Wer noch mehr über Maxi Kleber erfahren möchte kann sich die Kurzdoku der Dirk Nowitzki Stiftung „Fortyone“ anschauen:

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von Vimeo.
Mehr erfahren