NBA Playoffs 2021 – Preview Suns (2) vs. Lakers (7)
Miami Marlins (MLB) und Sacramento Kings (NBA). Was haben diese beiden Franchises gemein? Es handelt sich bei ihnen um die einzigen beiden Teams, die in American Sports History über einen längeren Zeitraum nicht in den Playoffs vertreten waren als die Phoenix Suns. Seit zehn Jahren können die Fans in Arizona schon keinen Postseason-Basketball mehr bewundern; zwischen 2015 (dem Draftjahr von Devin Booker) und 2019 verzeichnete die traditionsreiche Franchise gar den schlechtesten Record aller NBA-Teams.
In diesem Jahr ist nun alles anders, Phoenix startet als zweitbestes Team im Westen in die Playoffs, spielt seit Monaten einen sehr erfolgreichen, offensiv und defensiv ausgeglichenen Basketball und macht sich Hoffnungen auf einen tiefen Playoff-Run. Wären da nicht die Lakers. Ausgerechnet den amtierenden Meister, der aufgrund von Verletzungen seiner Superstars auf Platz sieben abgerutscht und sich diesen anschließend im Play-In Turnier gesichert hat, bekommen die Suns in Runde eins als Gegner gegenübergestellt. Ob sie Chancen haben, was für beide Seiten der Schlüssel zum Weiterkommen sein wird und welche Rollen die Buddies Chris Paul und LeBron James dabei spielen, beleuchtet der folgende Artikel.
Serienstand: Lakers führen nach Spiel drei 2-1
Nächstes Spiel: Sonntag, 30.05. 21:30 Uhr
Phoenix Suns – Recap Regular Season
Wie im Intro bereits beschrieben, haben sich die Phoenix Suns den zweiten Platz in der starken Western Conference gesichert. Lediglich die Utah Jazz konnten sich ligaweit einen besseren Regular Season Record erspielen als das Team aus Arizona. Umso beachtlicher ist diese Leistung im Hinblick auf die letzten Jahre, in denen die Suns nicht in der Lage waren auch nur einen Blumentopf zu gewinnen. Die Wende kam im vergangenen Jahr in der coronabedingten NBA Bubble in Orlando. Mit minimalen Chancen auf das Erreichen der Playoffs angereist, spielten sie unbeschwert auf und gewannen sensationell jedes ihrer acht Spiele – für die Playoffs reichte es aufgrund der übrigen Ergebnisse dennoch nicht.
Als im Sommer 2020 dann klar wurde, dass zu diesem jungen, aufstrebenden Bubble-Team noch Chris Paul hinzukommen würde, hofften die ersten Anhänger rund um Phoenix vermutlich bereits auf eine erfolgreiche Saison. Der Veteran Point Guard hatte da gerade die Oklahoma City Thunder in die Postseason geführt und zu einem durchaus kompetitiven Team gemacht, das erst in sieben Spielen an den Houston Rockets um James Harden scheiterte. Mit Platz zwei nach der Regular Season hatte aber wohl nicht einmal der optimistischste Die Hard Fanboy gerechnet.
Nach einem durchwachsenen 8-8 Record zum Beginn der Spielzeit und einem negativen Net Rating mit beiden Superstars Devin Booker und Chris Paul gemeinsam auf dem Feld, startete Phoenix in die Saison. Diese anfänglichen Schwierigkeiten waren jedoch schnell vergessen, als sich DBook und CP3 besser aufeinander eingestellt hatten und infolgedessen Sieg um Sieg eingefahren wurde. Belohnt wurden die beiden Anführer mit Nominierungen zum All-Star Game, das Booker aufgrund einer Verletzung aussetzen musste.
Nach der kurzen Pause ging es genau so erfolgreich weiter. 27 Siegen standen lediglich 10 Niederlagen in der zweiten Saisonhälfte gegenüber, die Suns kamen ins Rollen und beendeten die Saison schließlich sowohl im Offensive Rating (5) als auch im Defensive Rating (9) in den Top 10. Beachtlich ist dabei, dass nur vier Mannschaften in der Liga mit einer langsameren Pace spielen als die Truppe von Headcoach Monty Williams. Er hat dem Team eine klare Identität verpasst, eine die zu seinem verlängerten Arm Chris Paul passt, die seinem aufstrebenden Superstar in Booker die Möglichkeit gibt, in der Crunchtime der Killer zu sein, der er immer sein wollte und eine, die die starken all-around Spieler wie Jae Crowder und Mikal Bridges herausstechen lässt.

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Star Player – der Backcourt
Chris Paul und Devin Booker sind die klaren Anführer und besten Spieler dieser Mannschaft. Booker wurde vor mittlerweile sechs Jahren nach Phoenix gedraftet, gilt seither als eines der größten Offensiv-Talente der Liga. Um ihn herum fehlt es bislang lediglich an einer wettbewerbsfähigen Mannschaft, seine individuellen Leistungen ließen selten etwas zu wünschen übrig. Anders als bei vielen seiner jungen Superstar-Kollegen gab es bei ihm nie ernsthaft Gerüchte um einen baldigen Abgang – DBook wollte es mit den Suns zum Contender schaffen, blieb ruhig und hat sein Game konsequent weiterentwickelt.
Diese Chance bekommt er jetzt an der Seite eines der besten Point Guards aller Zeiten. Chris Paul scheint akzeptiert zu haben, dass er zwar nicht der Franchise Player ist, er ihn Booker jedoch einen willigen Lehrling hat, der ihm auf dem Feld das Zepter überlässt und ihm die Freiheiten gibt, das zu tun, was CP3 schon immer am besten konnte – intelligenten Basketball zu spielen. Der Point God nimmt in jeder Possession, die er auf dem Court steht, einen unglaublichen Einfluss auf das Spiel der Suns. Er diktiert das Tempo, scheucht seine Mitspieler von links nach rechts und übernimmt in brenzligen Situationen weiterhin auch selbst sehr effektiv. In vergleichsweise langsamer Geschwindigkeit, dafür aber mit unnachahmlicher Präzision werden die Plays ausgeführt, Gegner filetiert und defensiv durch exzellente Calls des Leaders gestoppt. Auf den Guard-Positionen muss sich Phoenix mit diesem Duo hinter keinem Team der NBA verstecken.
Darum gewinnen die Suns die Serie
Wenig überraschend werden die beiden gerade genannten Spieler der Schlüssel zum Playoff-Erfolg der Suns sein. Performen die Stars nicht, scheiden sie unabhängig vom Gegner aus. Neben den reinen Qualitäten ihres Backcourts können sich die Suns allerdings auch auf ihre Eingespieltheit und das damit einhergehende Vertrauen untereinander verlassen.
Aus der wahrscheinlichen 9-Mann-Rotation fehlte lediglich Dario Saric über einen nennenswerten Zeitraum. Alle anderen Spieler waren nahezu immer fit, hatten massig gemeinsame Spielzeit und kennen ihre Rolle bis ins kleinste Details. Zu Jae Crowder, Mikal Bridges und Cameron Johnson, die alle elitär in ihrer jeweiligen Rolle sind, kam zur Trading Deadline noch Torrey Craig hinzu. Dieser hat in der laufenden Saison in Milwaukee zwar keinerlei Rolle gespielt, war jedoch ein wichtiger Faktor im letztjährigen Playoff-Run der Nuggets, weiß, wie es ist gegen LeBron & Co. zu spielen und gibt Phoenix einen weiteren starken Flügelspieler.
Für die Phasen, in denen Chris Paul eine Verschnaufpause braucht, haben sie mit Cameron Payne außerdem noch einen überdurchschnittlich guten Playmaker von der Bank, der die Offensive über kurze Strecken orchestrieren kann.
Letztendlich wird es jedoch wie gesagt auf Paul und Booker ankommen. Schafft es CP3 die erstklassige Lakers-Defense korrekt zu lesen, gleichzeitig defensiv seinem guten Freund LeBron James einen Schritt voraus zu sein und spielt Booker in seinen ersten Playoff-Partien dann noch unbefreit auf, legt vielleicht sogar die ein oder andere Scoring Explosion hin, haben die Suns eine Chance auf Runde zwei.

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Los Angeles Lakers – Regular Season Recap
Für den Gegner aus der City of Angels verlief die reguläre Spielzeit nahezu spiegelverkehrt. Die Lakers waren zu Saisonbeginn der klare Favorit auf den Titel, hatten sich in der Offseason absolut hochklassigen verstärkt. Mit Dennis Schröder und Montrezl Harrell kamen die beiden besten Sixth Men des Vorjahres nach L.A., ergänzt wurden ihre Verpflichtungen durch das defensive Mastermind Marc Gasol und Danny Green-Ersatz Wes Matthews. Das Ziel war klar, den Topspot im Westen sichern und im Idealfall dabei LeBron James zu seinem fünften MVP-Award und Anthony Davis zu einer Auszeichnung als besten Verteidiger der Liga zu verhelfen.
Begonnen hat das Ganze auch absolut nach Plan. King James spielte auf einem Level mit Jokic & Embiid, die Neuen konnten ordentlich integriert werden und versprachen viel Potential in Richtung Playoffs. Erste Unruhen entstanden dann durch den Ausfall von Anthony Davis, der sich an der Achillessehne verletzte und über die gesamte Saison nur auf 36 Einsätze kam. Als dann auch noch LeBron im Spiel gegen die Hawks Mitte März umknickte und sich eine ernsthafte Knöchel-Verletzung zuzog, die ihn so lange wie noch nie in seiner Karriere zum Zuschauen verbannte, begann die Talfahrt in Purple & Gold.
Defensiv war Coach Frank Vogel aufgrund erstklassiger Schemes in der Lage, den Schaden abzuwenden (No 1. DRtg.), offensiv lief jedoch absolut gar nichts mehr. Ohne die beiden Fokuspunkte Davis und James waren die übrig gebliebenen Lakers planlos und nicht in der Lage konsequent Punkte zu generieren. Der zeitweise Ausfall von Dennis Schröder (health and safety protocol) führte streckenweise dazu, dass Talen Horton-Tucker (2nd year Guard) die Offensive initiieren musste und damit nachvollziehbarer Weise schlichtweg überfordert war. Mit einem 42-30 Record rettete sich das Team auf Platz sieben und konnte das Ticket für die Postseason erst dank eines wilden Dreiers durch LeBron im Play-In Matchup gegen Steph Curry und die Golden State Warriors ziehen.
Star Player – LeBron James
There’s only one King. Der beste Spieler der vergangenen 20 Jahre spielt weiterhin auf höchstem Niveau und ist auch in seiner 18. Saison nicht aus der Diskussion um den besten Spieler der Liga wegzudenken. Es ist reine Spekulation, aber ohne seine Verletzung und mit einem fitten Anthony Davis neben sich, könnten wir durchaus von einem MVP-LeBron sprechen, der sich aufmacht, als klarer Favorit seinen fünften Titel zu gewinnen. Neben sich hat er mit AD den vielleicht stärksten Mitspieler seiner Karriere (sorry DWade, sorry Kyrie) mit dem er direkt im ersten gemeinsamen Jahr einen Ring gewinnen konnte. Sollte sich Davis vollständig auskuriert haben, bei 100% sein und alle Wehwehchen in der Regular Season zurückgelassen haben, stehen den Lakers in diesem Duo zwei der fünf besten NBA-Spieler zur Verfügung. Die vergangenen Bubble-Playoffs sollten ausreichend gezeigt haben, was dieses Duo gemeinsam zu leisten im Stande ist.

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Darum gewinnen die Lakers die Serie
Die Lakers besitzen einen Kader voller Veterans, der im Kern bereits vergangenes Jahr einen Titlerun erfolgreich abgeschlossen hat. Einige der jüngeren Spieler sind seither besser geworden (Caruso, Horton-Tucker) bzw. haben ihre Rolle besser verstanden (Kuzma). Dazu kommen in Schröder und Harrel zwei Energiebündel, die sich einen neuen Vertrag erspielen möchten und mit Matthews und Gasol Veteranen, die nicht aus der Ruhe zu bringen sind und liefern, wenn sie gebraucht werden.
Den Suns-Backcourt werden die Lakers mit einer Kombination aus Schröder, Caruso, Caldewell-Pope, Matthews, McLemore und Horton-Tucker beackern. Die vielfältigen Möglichkeiten werden es Paul und Booker schwierig machen, sich auf eine Art der Verteidigung einzustellen.
Im Frontcourt wiederum scheint die Sache nahezu lächerlich einseitig zu sein. LeBron, Davis, Andre Drummond, Kuzma, Harrel, Gasol und Markieff Morris stehen für L.A. bereit. Diese Vielzahl an physischen, großen Spielern würde den meisten Teams Probleme bereiten. Gerade die Suns sind auf den großen Positionen mit Deandre Ayton, Crowder, Saric und Frank Kaminsky jedoch ausgesprochen dünn besetzt. Ayton ist rein von der Physis wohl als einziger in der Lage Spieler wie Drummond aus der Zone zu halten. Crowder hat im letzten Jahr für die Heat in den Finals solide gegen AD & James verteidigt, kann aber auch nicht mehrere Spieler gleichzeitig in Schacht halten. Schaffen es die Lakers ihre athletischen Spieler konsequent in Szene zu setzen, sollten sie offensiv in der Lage sein, die Suns zu overpowern und gleichzeitig defensiv das Niveau der Regular Season zu halten.
Key Matchup
AD vs. DA
Wie so oft stellt Anthony Davis einen absoluten Matchup-Alptraum dar. Mit seiner Kombination aus Größe und Skill gibt es in der gesamten Liga lediglich eine handvoll Spieler, die ihn konstant gut verteidigen können – die Suns haben keinen davon in ihren Reihen.
Sollte Frank Vogel, wie zu erwarten, zu Spielbeginn weiterhin auf Andre Drummond als Starting Center setzen, würde diesem wohl Deandre Ayton zugewiesen werden. Gehen wir davon aus, dass Mikal Bridges gegen LeBron spielt, ließe das Crowder für Davis. Kein schlechtes Duell und sicher wird JC die ein oder andere Possession für sich entscheiden können. Allerdings ist Davis in dieser Konstellation in der Lage gemeinsam zu Drummond und Ayton unter den Korb zu wandern und gegen den kleineren Crowder berserk zu laufen. Aufgrund seiner Geschwindigkeit wird es für AD kein Problem sein, in der Defensive mit Crowder mitzukommen.
Passen die Lakers im Laufe des Spiels ihre Line-Up dann an und stellen AD auf Center, trifft er dort auf einen Ayton, der sich die gesamte Partie bereits mit einer Kombination aus Drummond, Harrell und Gasol herumschlagen musste. Keine guten Voraussetzungen um dann auf Davis zu treffen, der ihm physisch in nichts nachsteht und außerdem in der Lage ist, DA mit ans Perimeter zu ziehen und damit driving lanes für LeBron James zu schaffen, der dann wiederum auf einen ungeschützten Korb treffen würde.
Die Kombination aus Big Men rund um zwei der talentiertesten Spieler der Liga wird aufgrund dessen zum Verhängnis der Phoenix Suns werden. Ihre beachtliche Regular Season und die starken Leistungen von Chris Paul und Devin Booker werden im Rückblick wohl lediglich als Fußnote am Erstrunden-Aus verkommen. Allerdings können sich die Fans in Arizona gewiss sein, dass sie mit diesem Spielermaterial nicht erneut zehn Jahre auf den nächsten Playoff-Auftritt ihres Teams werden warten müssen.