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German Watch (4/6) – Season Recap Daniel Theis

Season Recap Daniel Theis

German Watch (4/6) – Season Recap Daniel Theis

In einer neuen NBA Offseason-Serie lässt unser Gastautor Philip Wohlfarth die Saison aus Sicht der deutschen NBA Spieler Revue passieren. Philip ist als Host des Podcasts „NBA mit deutscher Brille“ ein absoluter Experte, wenn es um die Geschehnisse rund um Schröder, Theis & Co. geht. Er wird in den nächsten Wochen ein Fazit hinter die Saison der einzelnen Spieler ziehen. 
Im heutigen Artikel geht es um die Saison von Daniel Theis.

Teil 1: Isaiah Hartesteins turbulente Saison
Teil 2: Isaac Bonga – Zweite Reihe im dritten Jahr
Teil3: Dennis Schröder – Große Chance verspielt?
Teil 5: Moritz Wagner – Achterbahnfahrt entlang der Ostküste
Teil 6: Maxi Kleber – Der nächste Schritt mit Hürden

Daniel Theis: Erfahrungen im knallharten Business

Als Daniel Theis 2017 überraschend einen Vertrag bei den Boston Celtics unterschrieb, hätten wohl die wenigsten erwartet, dass er nur drei Jahre später als Starting Center in den Conference Finals stehen würde. Die Celtics und Theis passten super zusammen. Auch wenn gerade in den vergangenen Playoffs der Dreier nicht konstant viel, war Theis sehr wertvoll für die Celtics. In der Offensive wahnsinnig guter Block-Steller und Stretch-Big, und in der Defensive enorm clever agierend und Ring-Beschützer, obwohl er für die Center-Position eigentlich ein paar Centimeter zu klein ist. Eben die perfekte Ergänzung neben Walker, Smart, Brown und Tatum.

Neuer Konkurrenzkampf

Doch obwohl sich Theis als perfekter Fit bewiesen hatte, gab es in der Vergangenheit immer wieder Trade-Gerüchte um ihn. Das lag an der Tatsache, dass alle anderen Positionen in der Starting Five hoch talentiert besetzt waren, und dann eben doch ein Upgrade auf der Center-Position am sinnvollsten schien.

Schon zum Draft im November gab es bei den Celtics Kaderänderungen. Man ließ Gordon Hayward nach Charlotte ziehen und schickte auch Theis‘ defensiv anfälligen Backup Enes Kanter weg. Kurze Zeit später verpflichtete man dann Veteran Tristan Thompson, was direkt die Frage aufwarf, wie denn nun die Starting Five aussehen würde. Obwohl er sich letzte Saison in Boston so weiterentwickelt und gefestigt hatte, musste Daniel nun um seinen Starting-Spot bangen.

Durchwachsener Start neben Thompson

Theis oder Thompson? Brad Stevens entschied sich zunächst für Beide in der Startformation, was durchaus überraschend war. Ob es nur als vorrübergehende Lösung aufgrund der Abwesenheit (Reha) von Kemba Walker geplant war, bleibt ungewiss. Vielleicht wollte er sich auch nur noch nicht entscheiden.

Was auf dem Papier kein perfekter Fit war, bestätigte sich auch auf dem Parkett. Vor allem Theis hatte große Anpassungsprobleme, da er dem kaum variablen Thompson weichen musste. In der Offensive und Defensive verschob sich Theis‘ Aktionsraum meist auf den Flügel. Anstatt weiter seine überragenden Screens zu setzen, parkte er meist nur in der Ecke. In der Defense musste er nun auch meist Flügelspieler verteidigen und agierte nur wenig am Ring. Auch wenn beide des Zusammenspiels bemüht waren und auch ein paar gute Ansätze zeigten, kamen vor allem die Stärken von Theis viel weniger zur Geltung.

Zwischen historischer Effizienz und Zuschauerrolle

Mit der Rückkehr von Kemba Walker gab Coach Stevens zunächst Thompson den Starter-Job und Theis musste von der Bank kommen. Eine feste Rotation sollte sich aber über die ganze Saison nicht ergeben. Immer wieder auftretende Ausfälle durch Corona (u.a. Tatum & Thompson) und Verletzungen (vor allem Smart) zwangen Stevens zu Anpassungen in der Rotation.

Nur vier Spiele musste Theis von der Bank kommen, ehe er wieder von Anfang ran durfte. Der Deutsche nahm diese vorrübergehende Degradierung gut an und spielte fortan mit absoluter Effizienz. Zeitweise hatte er die beste Dreierquote der Celtics (47%), die drittbeste Effective-Field-Goal-Quote (EFG%) der Liga (68,4%) und er war auch der einzige Spieler in der NBA mit mindestens 60% Feldwurfquote und 40% Dreierquote. Dazu hat er bis heute die beste EFG% in der Geschichte der Boston Celtics (59,9% vor Kendrick Perkins mit 56.3%). Gerade am Ring machte Daniel richtig Spaß. Fast jede Nacht gab es Highlight-Plays in Form von imposanten Blocks oder wahnsinnig athletischen Alley-Oop-Dunks.

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Doch insgesamt lief es nie so richtig rund in Boston in dieser Saison. Konnte man zu Beginn der Saison noch relativ viele Spiele gewinnen, rutschte man in der Tabelle langsam, aber sicher ab. Zwischenzeitlich wiesen die Celtics sogar eine negative Bilanz auf.

Vor allem machte sich der Ausfall von Defensiv-Anführer Marcus Smart bemerkbar. Theis musste mit kleineren Verletzungen kämpfen, seine Quoten normalisierten sich und auch wenn er seinen Starter-Job nicht mehr hergab, wurde er in manchen Spielen nach der ersten Auswechslung nicht wieder eingewechselt. Stevens begründete dies damit, dass noch eine lange Saison bevorstünde und man Theis noch brauchen würde.

Das knallharte Business

Vielleicht war es aber auch ein schlechtes Vorzeichen. Unmittelbar nach der Trade-Deadline, auf dem Weg zum Teammeeting, bekam Daniel dann einen Anruf von General Manager Danny Ainge. Der übermittelte ihm die Nachricht, dass er u.a. im Austausch für Moritz Wagner soeben nach Chicago getradet wurde.

Ein Schock für den zu dem Zeitpunkt noch 28-jährigen Familienvater. Später sagte Theis, dass sogar Stevens noch nichts von dem Trade wusste und er selbst auch nicht damit gerechnet hätte. Er fühlte sich wohl in Boston und musste so die knallharten Seiten des Business kennenlernen.

Die Celtics hingegen wollten ihrem jungen, vielversprechenden Center Robert „Timelord“ Williams mehr Spielzeit geben und ein wenig Luxussteuer einsparen. Offensichtlich glaubten sie auch nicht an echte Chance in den Playoffs und richteten den Blick gen Zukunft.

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Neustart in Chicago

Die Rolle in Chicago war aber auch alles andere als klar. Die Bulls hatten eine wilde Trade-Deadline, holten ebenso All-Star Nikola Vucevic aus Chicago. Wieder also keine optimale Situation für Theis, denn Vucevic würde natürlich den Großteil der Minuten auf der Center-Position einnehmen. Theis musste wieder von der Bank kommen.

Coach Billy Donovan machte aber schnell deutlich, dass er auf die Qualitäten von Theis setzte. Er lobte immer wieder die physische Spielweise und seine Rolle als defensiver Koordinator und Anker. Theis sei damit Vorbild für die gesamte Mannschaft.

So kam es dann auch, dass er nach wenigen Wochen zum Starter neben Vucevic befördert wurde. Die Erfahrungen neben einem weiteren Big Man zu spielen, kamen ihm zugute. Die Bulls-Kommentatoren feierten immer wieder „Theis, Theis, Baby“ –  der Deutsche etablierte sich in Chicago, trotz schwächelnder Dreierquote (nur 28,1% im Chicago-Dress). Er machte einige richtig starke Spiele. Herausragend war dabei der Sieg in Miami, wo er effiziente 23 Punkte, 12 Rebounds, 5 Assists und 2 Blocks auflegte. Doch auch gegen Ex-Klub Boston hatte er ohne aufregende Statistiken zwei starke Auftritte, die beide gewonnen wurden.

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Der Teamerfolg blieb jedoch aus. Die Bulls wollten in die Playoffs, doch das neu formierte Team fand nicht schnell genug zueinander. Die Corona-Erkrankung von Star Zach LaVine half dabei natürlich auch nicht.

Seit dem Trade konnten die Bulls nur 12 aus 29 Partien erfolgreich bestreiten. Nach den Trades hatte man sich eigentlich eine positive Trendwende erhofft. Stattdessen landete man nur auf Platz 11.

Fazit und Ausblick

Theis musste in der Saison die harten Seiten des Geschäfts kennenlernen. Obwohl er für sein relativ geringes Gehalt (5 Mil. $ pro Jahr) so viel für Boston leistete, musste er von heute auf morgen seine Sachen packen.

Auch wenn sein Dreier weiter nicht konstant ist, hat er diese Saison nutzen können, um sich weiter einen Namen in der Liga zu machen. Fast jedes Team schätzt Spieler wie Theis, der als harter Arbeiter und hervorragender Teamspieler gilt.

Die Chicago Bulls haben längst deutlich gemacht, dass sie Free Agent Theis gerne weiterverpflichten möchten. Theis stehen jedoch alle Türen offen und er kann das Business nun für sich nutzen. Mit der Mid-Level-Exception könnte er bei jedem Team der Liga unterschreiben. Einige Teams würden ihm bestimmt sogar etwas mehr bieten. An einem langen, hochdotierten Vertrag ist er sicherlich interessiert, aber natürlich muss auch die Gesamtsituation passen.

In Chicago schätzt man ihn als Spieler und Person und die Nähe zum derzeitigen Familiensitz in Boston könnte auch eine Rolle spielen. Woanders winkt aber vielleicht auch wieder die Rolle als Starting Center mit besseren Erfolgsaussichten.

Derzeit scheint sich das Interesse der Charlotte Hornets zu erhärten. Dort sind gerade die Verträge der Center Zeller und Biyombo ausgelaufen. Cap Space ist vorhanden und Teambesitzer Michael Jordan legt ja gerne mal dicke Verträge für Spieler aus der zweiten Reihe (s. Hayward und Rozier) auf den Tisch. Auf dem Parkett könnte es auch passen. Noch mehr Alley-Oop Dunks, spektakulär aufgelegt von Rising Star LaMelo Ball? Das könnte doch ganz nett aussehen.

German Watch Serie

Teil 1: Isaiah Hartensteins turbulente Saison 

Teil 2: Isaac Bonga – Zweite Reihe im dritten Jahr

Teil 3: Dennis Schröder – Große Chance verspielt?

Teil 5: Moritz Wagner – Achterbahnfahrt entlang der Ostküste

Teil 6: Maxi Kleber – Der nächste Schritt mit Hürden

 

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